Ziemlich gerädert schälte ich mich gegen halb sieben aus meinem Schlafsack, zog das Bett ab, packte mein Zeug unter den Arm und ging raus auf den Gang. Dort stopfte ich meinen Sachen in den Rucksack, besuchte nochmal schnell das Bad und machte dann, dass ich da weg kam. Was war das eine Nacht gewesen. Nicht nur, dass der Schlafsaal bis auf wenige Plätze voll belegt und somit die Luft zum Schneiden war, es herrschte zudem die ganze Nacht reger "Klo-Verkehr" und gegen fünf Uhr morgens machten sich die ersten Leute schon lautstark auf den Weg. Und so manch einer der Mitwanderer verströmten Düfte, die kaum zu beschreiben sind. Am liebsten hätte ich mich mit meinem Schlafsack auf den Gang gelegt, da war die Luft wenigsten annehmbar.
Im Städtchen war so früh am Morgen gar nichts los und ich legte in einer Minibäckerei einen ziemlich einsamen Frühstücks-Stopp ein. Nach einem leckeren Kaffee, einem O-Saft und süßem Schoko-Croissant ging's für mich weiter. Mal wieder über Asphalt und Kopfsteinpflaster. Zu berichten gibt es von dem Teil des Weges noch weniger, als von dem Teil am Tag zuvor. Mal so was von unspektakulär und ich glaub komplett ohne Kies oder Schotter. Meine Füße jaulten mittags so dermaßen, dass ich beschloss eine kurze Etappe einzulegen und in Arcade die erste kleine Herberge anzulaufen. Um große Herbergen würde ich in Zukunft einen riesen Bogen machen. Gesagt getan und ich checkte kurz nach ein Uhr in einer kleinen Herberge in Arcade ein. Von außen sah das Ding grausig aus, aber innen überraschte es mich ganz ordentlich. Toll hergerichtet alles: super Betten, super Duschen, eine große Küche und eine schöne Terrasse. Kein Vergleich zu gestern!
Ich breitete mich gemütlich in meiner Schlafecke aus, machte erstmal ein bisschen Siesta bevor ich unter die Dusche hüpfte. Da es eine richtig tolle Wäschewasch-Gelegenheit gab, wusch ich alle meine Klamotten nochmal ordentlich durch und hängte die dann auf der Terrasse in die Sonne. Dann lief ich zur nächsten Einkaufsmöglichkeit und kaufte Brotzeit für abends und etwas Obst und Knabberkram für unterwegs ein. Den restlichen Tag bzw. Nachmittag und Abend verbrachte ich super entspannt auf einer der Liegen auf der Terrasse im Schatten und holte Tagebucheinträge nach, telefonierte mit daheim und döste vor mich hin. Bei Sonnenuntergang zog ich nach drinnen um, machte mir eine lecker Brotzeit und kuschelte mich danach mit Hörbuch im Ohr in meine Schlafecke. Kaum wurde es draußen dunkel, war ich auch schon eingeschlafen.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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