Auf zum Endspurt. Nach einem leckeren Kaffee und einem geschenkten süßen Teilchen zum Frühstück ging es für uns beide los. Es nieselte doch tatsächlich etwas und die Wolken hingen tief unten. So packten wir uns erstmal in Gummi und marschierten raus aus Muxia die ersten Hügel hoch. Je höher wir kamen umso nebeliger wurde es und anfangs war mal so rein gar nichts von der Umgebung zu sehen. Wir beschlossen beim nächsten Café Pause zu machen - nur kam da schlicht nichts dergleichen. Es dauerte bis kurz vor Mittag, bis wir eine richtige Pausemöglichkeit erreichten. Das Wetter war besser geworden und wir hatten die Gummiklamotten zurück in den Rucksack stopfen können.
Auf der Terrasse des Bistros legten wir eine schön lange Pause ein. Die Wolken verzogen sich immer mehr und sogar die Sonne kam jetzt raus. Claudias Lauflaune kam wieder zurück, bei schönem Wetter läuft es sich doch tausendmal besser. Anfangs war sie sehr skeptisch, ob sie die 30km packen würde, aber bei Sonnenschein war die Skepsis wie weggeblasen. Der Weg verlief im leichten Auf und Ab immer mit Sicht- oder Hörweite zur Küste über Feldwege und kleinen Asphaltstraßen. Die Farben waren auf der Strecke heute das Beste: die blühenden Wiesen, das Blau des Meeres mit den weißen Schaumkronen - einfach herrlich. An einem kleinen Brunnen direkt am Wegesrand machten wir nochmal lange Pause und mümmelten die Reste unserer Rucksackbrotzeit, bevor es einen der letzten längeren Anstiege hoch ging und wir -oben angekommen- vor uns das "Ende der Welt" zumindest erahnen konnten. Die letzten Kilometer zogen sich noch ordentlich, aber schließlich standen wir nach knapp sieben Stunden in Finisterre am Ortseingang.
Die Zimmersuche gestaltete sich etwas schwierig, aber gut eine Stunde nach Ankunft konnten wir dann ein Doppelzimmer in einer kleinen privaten Herberge beziehen. Claudia wollte noch ein paar Tage länger bleiben und feilschte ordentlich am Preis. Berlinerin durch und durch ;-) ich war mir noch nicht ganz sicher, ob ich noch einen Pausentag hier anhängen oder die paar Tage bis zu meinem Flug wieder retour in Richtung Santiago laufen sollte.
Nach dem Duschen und Auspacken schlenderten wir durch's Dorf, holten uns in dem Pilgerbüro den letzten Stempel ab und gingen auf Muschelsuche am langen menschenleeren Strand unterhalb des Dorfes. Auch hier waren die Farben des Meeres unglaublich kräftig. Es sah so einladend aus, allerdings war das Wasser eiskalt und am Baden nicht zu denken. Nachdem wir einige schöne Muscheln gefunden hatten und sich der Hunger meldete, liefen wir zurück ins Dorf und gönnten uns wieder lecker Fisch. Eigentlich wollten wir zum Sonnenuntergang ans Kap hoch laufen, aber da hatten Claudias Knie und meine Fußsohlen was dagegen. Und so genossen wir den schönen Ausblick und das leckere Essen und würden morgen in der Früh zum Kap laufen.
Abends checkte ich bei freiem WLan eigentlich aus Langeweile bei uns im Zimmer meine Flugdaten und laß zu meinem Entsetzen die fast schon beiläufig wirkende Nachricht von Ryanair, dass mein Flug gecancelt wurde und mein Geld zurückerstattet worden sei. Kein Ersatzvorschlag, nix! Naja, Billigflieger halt. Und so verbrachte ich dann erstmal einige Zeit mit der Suche nach einem Flug nach Hause. Ich wurde zum Glück recht schnell fündig und buchte mir einen Platz in einem Lufthansa-Flieger von Porto nach München für Übermorgen. Damit hatten sich meine Überlegungen mit "Pausentag oder Laufen" erübrigt - morgen in der Früh noch kurz ans Kap, dann mit dem Bus nach Santiago und sofort weiter im nächsten Bus nach Porto. Die Bustickets und ein Hotel in Porto buchte ich auch gleich alles online.
Nachdem das erledigt war, ratschten wir noch etwas und schliefen beide doch recht schell ein.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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