Die Nacht war prima, allerdings auch recht kalt. Ich hatte so gefroren, dass ich zusätzlich zur Bettdecke noch meinen Schlafsack rausgezogen hatte. Irgendwie waren diese schönen Steinhäuschen gut, wenn's draußen heiß war - bei den kühlen Temperaturen jedoch nicht so gemütlich. Das Frühstück hatte ich abbestellt, sollte nämlich erst um halb neun was geben. Und so machte ich mich um kurz nach sieben Uhr schon auf den Weg nach Porto. Das Wetter war wieder bäh: doller Wind mit viel Wasser von oben in Fisselform. Das hätte eigentlich besser nach England gepasst!
Da kurz hinter dem Ort ein Fluss ins Meer mündete und ich nicht durch dieses kleine Minidelta am Strand laufen wollte, lief ich den geteerten Küstenweg entlang. Über eine kleine Brücke über den Fluss immer weiter geradeaus mit Meer in Blickweite zum nächsten Ort. Nach den letzten beiden Sandlauftagen wollte ich meinen Knochen zur Abwechslung mal befestigte Wege gönnen. Ab Espinho ging es an der Strandpromenade entlang von einem Ort zum nächsten, an Golf- und Campingplätzen vorbei immer auf Kopfsteinpflaster oder Teer. Der Regen wurde zwischenzeitlich immer mal stärker, so dass ich sogar mein Poncho rausholen musste. Gefühlt bin ich den ganzen Tag nur auf Kopfsteinpflaster gelaufen. Alle möglichen Arten von Kopfsteinpflaster: mal traditionell grau, mal farbig, mal gemischt. Mal viereckig, achteckig, mal modern mal alt - alles war dabei. Zum Laufen auf Dauer echt kacke. In einem kleinen Strandcafe in einem der mehr als zahlreichen Orte machte ich eine etwas längere Aufwärmpause bei Kaffee und eines dieser leckeren Süßgebäckteilchen, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe. Gegen frühen Nachmittag wurde das Wetter etwas besser, der Regen hörte auf. Der Rest blieb allerdings so: Kopfsteinpflaster unter mir, Meer links und Ortschaften rechts von mir und egal, ob ich nach vorne oder nach hinten schaute, es sah irgendwie alles gleich aus.
Endlich sah ich in der Ferne vor mir den Leuchtturm von Porto an der Mündung des Douro in den Atlantik. Jetzt hatte ich es fast geschafft. Ich hatte mir bei meiner letzten Pause im Netz ein kleines Zimmer in einem Guesthouse im historischen Zentrum in Domnähe gebucht. Nun musste ich "nur noch" da hinkommen... ich war ganz schön kaputt und lief regelrecht auf dem letzten Topf. Am Douro angekommen, freute ich mich schon auf meine Dusche. Aber der Weg am Fluss zog sich ganz gewaltig. Es ging zwar völlig eben am Fluss entlang, aber es dauerte noch gut zwei Stunden, bis ich über die Brücke ins Zentrum laufen konnte. Ich irrte noch etwas durch die engen Gässchen, bis ich meine Unterkunft dann doch endlich fand. Eingecheckt und bezahlt war schnell, nach ner langen Dusche war auch schon Bett angesagt. Kaum lag ich, war ich bereits eingeschlafen...was für ein Tag!
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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