TAG 4

Porto - Lavra

Auch in Porto war die Nacht alles andere als warm, irgendwann in der Nacht hatte ich mir wieder meinen Schlafsack aus dem Rucksack gepuhlt. War einfach sehr frisch. An diesem Morgen stand ich gegen halb acht wanderfertig vor der Tür der kleinen Unterkunft. Die Herbergsbesitzerin hatte mir ein Lunchpaket fertig gepackt gehabt und direkt vor die Tür gestellt...super nett. Bei schön blauem Himmel und kaum Wind machte ich mich auf in Richtung Dom. Dort wollte ich mir den Pilgerpass holen, da ich in den staatlichen Herbergen auf dem Weg nur mit dem Pass übernachten durfte. Wieder irrte ich etwas durch die schmalen Gässchen bis ich den Dom erreichte. Noch war die Tür verschlossen und ich musste etwa eine Viertelstunde warten, bis der Dom öffnete. Ich setzte mich auf die Stufen vor der Tür und mümmelte ein süßes Brötchen aus meinem Lunchpaket. Wenn die Portugiesen eins konnten, dann war das süßes Gepäck backen. Einfach lecker. Am besten war das etwas gelbliche Croissant, das schmeckte ohne alles drauf am Besten.

Nachdem ich meinen Pass (natürlich gleich mit dem ersten Stempel) eingepackt hatte, lief ich den Hügel runter wieder an den Douro. Dort ging es wie am Tag zuvor direkt am Fluss brettelseben auf Kopfsteinpflaster und Teer bis zum Leuchtturm und dort "rechts um's Eck" weiter an der Strandpromenade. Ab da war der Wind auch wieder da, der pustete ordentlich vom Atlantik her. Am Leuchtturm machte ich eine kleine Pause und setzte mich auf die Kaimauer und schaute den verrückten Menschen zu, die trotz Absperrung die Mole zum Leuchtturm rüber liefen und in regelmäßigen Abständen von den Wellen von oben bis unten nass gemacht wurden. Die Wellen brachen sich nämlich unten an den großen Steinen der Mole und die Gischt spritze sehenswert oft weit über die Mauer drüber. Wie blöd muss man eigentlich sein... 

Viel zu berichtet gibt's ab da jetzt nicht - links Meer, unter mir das Gleiche wie gestern und rechts Porto, also zuerst der Stadtteil Foz do Douro, dann Matosinhos, dann durch's Industrieviertel über eine klappbare Brücke (die ging über die Hafeneinfahrt) immer an der Strandpromenade entlang in Richtung Lavra. Auf Höhe von Perafita änderte sich endlich der Untergrund und ich folgte den Jakobsmuschelwegweisern über Holzstege und Bohlenwege der Küstenlinie. Das Wetter änderte sich ebenfalls, langsam zogen mehr Wolken auf und der Wind wurde zunehmend stärker. In einer kleinen Ausbuchtung dieses Bohlenweges machte ich auf einer Bank Pause und lüftete auch meine Füße. Die jaulten ganz gewaltig über die Wegbeschaffenheit bisher und zudem -wie zu erwarten war- über die fehlende Bewegungsfreiheit an den Zehen. Gegen Mittag fing es wieder an zu regnen und ich packte mich in Gummi und lief weiter. An einem der vielen Strandcafes brauchte ich dann eine Aufwärmpause. So schnell konnte ich gar nicht laufen, dass mir bei dem Wind und dem Regen warm werden würde. Kurz nach mir kam eine ganze Truppe an Wanderern oder besser Pilgern in das Cafe gestürzt. Es hatte richtig zu schütten angefangen und so trieften die Pilger mit ihren patschnassen Ponchos erstmal alles nass ;-) die Cafebesitzerin kannten das wohl schon und nahm's gelassen.

Zu mir an den Tisch gesellten sich dann noch ein älteres Pärchen und wir kamen ins Gespräch - die beiden waren Niederländer, hatten hier seit zig Jahren eine Ferienwohnung und erzählten, dass das Wetter eigentlich das vom November oder Dezember war. So viel regnet es im Normalfall nicht im April...was hatte ich ein Glück genau so einen April zu erwischen.

Nach zwei Colas machte ich mich auf in Richtung Lavra. Dort gab es eine Pilgerherberge. Die war in einer ehemaligen Schule eingerichtet worden und öffnete gegen vier Uhr. Und ehe der ganze Pilgertrupp dort auch einfallen würde, wollte ich da schon vor der Tür stehen. Es kam das letzte Stückchen Weg echt noch einiges an Wasser vom Himmel. Erst, als ich kurz vor der Herberge war, konnte ich den Poncho ausziehen. An der Herberge angekommen, setzte ich mich dort auf die Stufen vor der Tür und wartete bis aufgeschlossen wurde. Ich breitete meinen Poncho zum Trocknen aus und las aus Langeweile in meinem kleinen gelben Büchlein. Es gesellte sich Claudia aus Berlin dazu, die etwa eine halbe Stunde nach mir eintrudelte. Und so warteten wir zu zweit auf Einlass. Um Punkt vier Uhr kam dann aus dem gegenüberliegenden Friseurladen eine Frau und sperrte uns auf. Uns beiden wurde im Obergeschoss in einem großen Zimmer mit mehreren Betten ein Doppelbett zugeteilt. Wir flitzten gleich unter die Dusche, noch war ja kein anderer da und wir hatten Platz. Nach und nach kamen immer mehr Leute zum Übernachten: eine Gruppe Jungs aus Deutschland, eine Gruppe aus Österreich und mehrere Einzelpilger. Und so war innerhalb einer Stunde die Bude voll. Unglaublich, von wegen "einsamer Weg". Claudia und ich gingen zum Abendessen in ein kleines Restaurant ein paar hundert Meter von der Herberge entfernt (die kleine Küche in der Herberge wurde nämlich von den Jungs belagert). Dort gab es zu meiner Freude richtig leckeres einheimisches Essen, ich gönnte mir Innereiengulasch mit Bratkartoffeln und Salat. Sehr lecker. Danach kullerten wir beide vollgefressen in die Herberge und machten uns noch einen Tee und gingen danach schlafen. Die Jungs feierten in der Küche etwas länger und auch lautstark mit viel Rotwein. Zum Glück hatte ich meine Ohrstöpsel dabei und konnte dann irgendwann einschlafen.