TAG 8

Ponte de Lima - Quinta estrada romana

Arg früh an diesem Morgen machten sich einige der Bettnachbarn leider nicht wirklich leise auf die Socken. Jetzt weiß ich, warum in den Foren ständig über das Plastiktütengeraschel gemeckert wird. Der Blick nach draußen verriet, dass ich nachher auch noch Rascheln musste...die Regenklamotten wurden gebraucht. Da ich abends alles schon vorbereitet hatte, ging's bei mir recht schnell mit dem Zusammenpacken. Der Schlafsack war mit ein paar wenigen Handgriffen eingepackt, das Bett zügig abgezogen und mit allen Sachen unter'm Arm und auf dem Rücken schlich ich aus dem großen Zimmer. Meine Schuhe in dem riesen Schuhregal im Treppenhaus waren gar nicht so einfach zu finden :-) In der großen Gemeinschaftsküche machte ich mir noch einen heißen Kaffee und richtete mir das Gummizeug her. 

Um kurz nach halb acht Uhr startete ich in Ponte de Lima. Ein paar Kilometer verlief der Weg noch über Teer und Kopfsteinpflaster, dann aber änderte sich die Umgebung und auch zum Teil der Bodenbelag. Eeeendlich Natur um mich rum. Durch Wäldchen und vorbei an kleinen Flüssen lief es sich richtig gut. Ich sammelte einen Wanderer nach dem anderen ein, die vor mir gestartet war - bei endlich Grün um mich rum und mittlerweile schönstem Wanderwetter trabte ich fröhlich einfach schneller vor mich hin. Gegen elf machte ich in einem Cafe am Wegesrand Pause. Unter einem großen Zitronenbaum setzte ich mich draußen in die Sonne und lies mir eine Cola schmecken. Nach dem kleinen Zwischenstopp führte der Weg einen schönen Pfad im Zickzack einen Hügel hoch. Jetzt hatte der Weg endlich was von Wanderweg und meine Laune stieg mit jedem Meter, den ich bergauf lief. Leider war der Aufstieg meine Meinung nach viel zu schnell zu Ende und nach gut einer Stunde spuckte mich der Weg oben am Plateau aus. Noch war ich ganz alleine und ich setzte mich auf eine der großen Felsplatten und freute mich über die Aussicht und das viele Grün um mich rum. Kaum saß ich, kam ein Mountainbiker an mir vorbeigeflitzt, machte ne Vollbremsung vor einer Bank, trank kurz im Sattel sitzend was, machte ein Foto und fuhr weiter...wie bei uns daheim, dachte ich mir. Dann hatte ich aber den Platz für mich allein. Gemütlich ließ ich mir einen Apfel und einen Schokoriegel schmecken. Am Horizont türmten sich dicke Wolkentürme auf - ich hoffte, dass das nicht in meine Richtung ziehen würde. Nach ner Weile hörte ich Wanderer, die sich den Hügel scheinbar hochquälten, deutlich sprechen. Und so packte ich alle meine Sachen zusammen und stieg den Hügel auf der anderen Seite wieder runter. Der Weg runter war ebenso prima zu laufen, wie der hoch. Auf dicken kugeligen Felsen hüpfte ich den Zickzack-Weg bergab. Etwas wehmütig dachte ich an den Weg vor mir, noch gut ein paar Kilometer und der Bodenbelag würde sich wieder in Teer oder Kopfsteinpflaster ändern. 

Einige Zeit später kam ich an der nächsten Herberge vorbei, dort machte ich nochmal eine Cola-Pause und lief danach weiter. Hatte ja noch viel Zeit und bestes Wetter, da gingen sicher noch ein paar Kilometer. Umgebungstechnisch blieb es zum Glück recht grün, nur das Kopfsteinpflaster hatte mich wieder. Durch Wälder und vorbei an kleinen Höfen und Ortschaften ging's immer weiter in Richtung spanische Grenze. Gegen kurz nach fünf stand ich vor einer niedlichen privaten Unterkunft, ebenfalls direkt neben dem Weg. Meine Füße wollten nicht mehr weiter und so fragte ich nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Für 25 Euro gab es nicht nur ein Bett mit Frühstück, sondern auch ein Abendessen. Hätte auch im Garten zelten können, nur irgendwie war das heute keine Option für mich. Nachdem ich mein Bett bezogen und geduscht hatte, gab es auch bereits Abendessen. Die Herbergsbesitzerin kochte für alle Gäste und zwei Jungs halfen ihr. Die beiden arbeiteten hier mit, dafür durften sie wohnen und essen. Beide waren Amis und schon fast ein Jahr in Europa unterwegs. Noch drei weitere Gäste trudelten zum Essen ein und so saßen die Besitzerin, zwei Amis, eine Schweizerin, ein Mutter-Sohn-Gespann aus Russland und ich an dem schönen Tisch in der Stube in dem alten Steinhaus und ließen es uns schmecken.

Das Essen war gut und sehr reichlich. Vollgefuttert und rechtschaffen müde verzog ich mich danach ins Bett, schrieb noch ein bisschen Tagebuch und telefonierte kurz mit daheim. Danach war auch schon Feierabend für mich.