Der Malerweg ist echt unbeschreiblich toll. Konnt gar nicht so viel Bilder machen und bin aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Diese Felsformationen, die Wegeführung mit den tollen Metalleitern, Bohlenwegen und Steintreppen sind absolut klasse. Ein absolutes Muss ist der "Umweg" über die Schrammsteine: den Wildschützsteig rauf und den Gratweg oben drüber. Sind zwar einige Höhenmeter mehr, aber wirklich ein Muss. Insgesamt war der Weg super ausgeschildert, prima zu laufen -oft auf sandig weichen Trails- und auch (im Vergleich zu danach) mit vielen Gaststätten oder Einkehrmöglichkeiten am Wegesrand ausgestattet. Ein klitzekleines Manko ist das Thema mit den nicht vorhandenen Zeltmöglichkeiten, aber wenn man die Streckenlängen nicht zu kurz wählt, hat man tolle Unterkunftsmöglichkeiten direkt am Weg. In der Hochsaison sollte man sicher alles vorbuchen, jetzt Ende September zu Corona-Zeiten war's recht einsam. Für Wildcamper im Nationalpark hab ich persönlich kein Verständnis, auch wenn's noch so verlockend wegen der tollen Locations ist.
Übergang zum Kammweg über den EB (Eisenach-Budapest-Wanderweg): so naja...Übergang halt.
Der Kammweg fing in Geising eigentlich gar nicht so schlecht an, sanfte Hügel ab und an durch kleine Wäldchen und über Wiesen und Felder. Das änderte sich leider recht schnell und ging dann in lange gerade Forstwege durch Fichtenwälder über. Der Trailanteil ging fast gegen null, meist verlief die Wegeführung auf breiten, für die Forstwirtschaft angelegte Waldwege. Auf Dauer von über 300 Kilometer dann recht zermürbend. Ein sehr bekannter Hiker-Kollege aus den Staaten hat dazu einen passenden Begriff geprägt "embrace the suck"...
Es gab ein paar Highlights, wie den Hirtstein oder den Kahleberg, die mir in guter Erinnerung geblieben sind. Wer absolute Einsamkeit sucht, findet sie dort...ich hab keinen anderen Wanderer getroffen. Selbst in den Pensionen, Hütten oder Einkehrmöglichkeiten (die es am Weg so gut wie gar nicht mehr gibt) war ich meist alleine. Echt tote Hose. Die Markierung ist durchgängig klasse, verlaufen geht eigentlich gar nicht. Einkaufs- und/oder Einkehrmöglichkeiten müssen gut im Voraus geplant bzw. recherchiert werden. Es gibt kaum noch was in Wegesnähe. Vieles hat nur noch am Wochenende oder sogar nur in der Wintersaison offen.
Der Rennsteig ist, wenn man ihn nach dem Kammweg läuft, richtig angenehm zu laufen. Kleine schmale Pfade durch Wald und über Wiese und Felder, meist neben der Hauptstraße oder in Hör- oder Sichtweite der Hauptstraße. Wegeführung fand ich eigentlich ganz gut, abwechselnd war's allemal. Schilder sind auch jede Menge da und auch der ein oder andere Wanderer war unterwegs. Und die Rastplätze sind durch die Bank klasse hergerichtet. Den meisten Wanderern gefällt in ihren Feedbacks die Wegeführung so gar nicht, dazu kann ich nur sagen: lauft vorher den Kammweg, dann ist der Rennsteig super ;-)
Zum Land: Das Elbsandsteingebirge ist echt beeindruckend, der Kammweg mit seinen dagegen eher sanften bewaldeten Hügeln fast schon unspektakulär und der Thüringer Wald auch eher Kategorie "ganz okay". Ist aber vielleicht nicht ganz gerecht, wenn man mit dem Malerweg startet ;-) Das Essen -wenn man ein geöffnetes Restaurant findet- ist meist einfach, ordentlich deftig und lecker. Steak au four mit Gänseragout überbacken - mmmh! Oder auch Bauernfrühstück...lecker!
Die Leute: Da ich nicht allzu viel Kontakt zu Einheimischen hatte, kann ich nur von denen berichten, die ich getroffen habe. Und leider kann ich da jetzt nicht wirklich viel Positives schreiben. Dieses "herzlich als Gast willkommen heißen" -was ich sonst eigentlich oft als aufgesetzt, zu viel und aufdringlich empfinde- fehlte hier zumeist gänzlich. Im Elbsandsteingebirge war noch alles gut, typisches Touristen-Eck halt. Aber je weiter ich ins Erzgebirge kam, umso komischer und bedrückender wurde die Stimmung bei den Leuten. Nicht nur, dass sehr viele Gebäude und manchmal auch ganze Ortschaften eher einen mitleiderregenden Eindruck bei mir hinterließen, auch deren Einwohner waren irgendwie seltsam drauf. Es kam ganze vier Mal die Frage nach meiner Wanderung und auf meine Antwort "ich bin drei Wochen durch den Osten Deutschlands und im Moment auf dem Kammweg unterwegs" war nur ein einziges Mal "ach, klasse - das habe ich früher auch gemacht" und mit Interesse und echter Neugier verbunden. Sonst kam ein "ach interessant, wir hier im Osten können uns sowas nicht leisten". Sicher ist vieles hier nicht richtig gelaufen -wie anderen Orts ja auch- und sicherlich durch die letzten beiden Corona-Jahre noch mehr in Schieflage geraten, aber wenn der Gast den Neid des Gastgebers schon bei der ersten Unterhaltung mitbekommt, gehen hier bald noch mehr Lichter aus und es wird Zappenduster.
Die Positiv-Beispiele in Sachen Umgang und auch Unterkunft kann ich direkt so aufzählen: ganz oben an Platz eins ist Bernd und seine AirBnB-Unterkunft Fuchs und Hase in der Nähe von Johanngeorgenstadt, danach auf Platz zwei die Hirtsteinbaude und dann erstmal lang nix und auf Platz drei vielleicht noch die Skiklause am Fuße des Fichtelbergs...das war's dann aber auch schon aus dem Erzgebirge! Zum Glück wurde es am Rennsteig um einiges besser!
Zelt: das Tarptent Rainbow ist immer noch klasse - super schnell aufgebaut, mit Trekkingstöcken auch freistehend und schön unauffällig ;-)
Schlafzeug: diesmal hatte ich meine neue kurze NeoAir Xlite dabei und als Backup für unten drunter die Z-Lite; also Schlafsack der Cumulus mit dem YetiFever als "Inlett" für kalte Nächte. Hat alles super funktioniert.
Regenzeugs: diesmal hatte ich meine leichte Laufregenjacke Helium OR zum Langzeit-Test eingepackt, dazu einen 0815-Regenrock und einen Regenschirm. Der Schirm in der Variante Super-UL....war beim zweiten Mal öffnen schon im Arsch und musste notdürftig geflickt werden. Ultraleicht geht in dem Fall auch Ultraschnell kaputt.
Rucksack: Osprey Lumina 45l - richtig gut. Aber die Variante ohne Regenhülle mach ich nicht nochmal...ist mit Inliner zwar nix nass geworden vom Inhalt, aber das Wasser stand trotzdem im Rucksack, ich hab's auch bei dem Temperaturen nicht trocken bekommen und das Ding ist nachts gefroren und ich hatte Schiss, dass mir das Material so kaputt geht.
Schuhe Altra Lone Peak 4.5: immer noch meine absoluten Lieblinge ...in Verbindung mit wasserdichten Socken von Sealskin auch bei viel Wasser von oben super! Die Socken halten nur keine 600 Kilometer bei fast Dauerbenutzung dicht.
Klamotten: Lundhags-Hose = Backup für "arschkalt" und "Stadt"; sonst wieder die übliche Kombi "kurze Hose + Leggin" - läuft sich einfach super damit. Die Arc'teryx-Weste und mein Laufhemd Columbia Titanium waren wieder 1a; ebenso die Apex-Jacke von Cumulus; und auch wie immer die Injinji Lightweight Zehensocken.
Kochkram: Hab zum ersten Mal einen Spirituskocher ausprobiert - etwas gewöhnungsbedürftig, aber super praktisch und verdammt leicht. Für's Trinken: Wasserfilter wie immer der Kathadyn Be free und zwei Falt-Flaschen. Das Ganze 1a.
Essen: Diesmal hab ich auf sämtlichen Trekking-Nahrungskram verzichtet und nur "normalen" Tütenkram eingepackt. Also Kartoffel-Püh mit Zwiebeln und Speck, Tütensuppe und Rahmen. Dazu ne Tüte Nüsse und getrocknete Äpfel und mein Frühstücks-Porridge. Zudem hatte ich noch ne Tüte Trockenfleisch und mein Lieblingssnack, getrockneten Kabeljau dabei. Der Resupply war nicht einfach, da es viele Geschäfte schlicht nicht mehr gab. Nur noch in den größeren Städten (oder auch an manchen Grenzübergängen auf tschechischen Seite bei den "Chinesen-Märkten") gab's Tante-Emma-Läden oder Supermärkte für Nachschub.
Technikkram: dem Ulefone hatte ich nochmal eine Chance geben wollen (...hätte ja auch sein können, dass ich Fehler beim Fotografieren gemacht hatte und die Bilder bei der letzten Tour deshalb so eine schlechte Qualität hatten...) - das war jetzt definitiv das letzte Mal. Navi-technisch war wie immer meine absolute Lieblings-App WindyMaps am Start, gegen die keine selbst noch so teure Bezahl-Variante ankommt! Einfach gut. Sonst war noch meine Powerbank von Anker im Gepäck...das war's dann an Technikkram.
- Corona ist immer noch scheiße
- Malerweg und das Elbsandsteingebirge ist absolut top
- Kammweg und Erzgebirge muss jetzt nicht nochmal sein...
- Kammweg = Hirschlausfliegen-Eldorado
- Überlebensgroße Nussknacker sind gruselig, Räuchermännchen übrigens auch...
- Weihnachtsmarkt Anfang Oktober....die spinnen, die Seiffener!
- Durchschnittsalter im Erzgebirge ist definitiv viel zu hoch
- Menschenleeres Erzgebirge....wer Einsamkeit und Forstwege liebt, muss da hin
- Bezeichnung "Klein-Sibieren" hab ich jetzt verstanden
- Hirschlausfliegen sind mehr als widerlich
- wenn man den Kammweg vor dem Rennsteig läuft, dann ist der Rennsteig klasse
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
Noch so Wandersüchtige: www.wanderbursche.net / www.soultrails.de / darwinonthetrail.com
Und hier, einfach nur toll: www.illpushyou.com