Mitte September startete ich bequem, ohne große Zug- oder Autofahrt vorher, vom Memminger Flughafen mit einem Direktflug nach Chania. Das Wetter beim Einsteigen war warm, beim Aussteigen 2 Stunden später, brutal heiß. Der Plan war eigentlich mit dem Bus bis Chania Stadt bzw. kurz dahinter zu fahren, um von da an dann zu laufen. Dumm war nur, dass die Öffentlichen nur bis zum frühen Nachmittag fuhren und ich genau ne halbe Stunde zu spät dort an der Bushaltestelle stand. Das hieß also entweder neben der Autobahn die knapp 15 km auf einer Teerstraße bis zur Stadt zu laufen oder sich mit den Taxifahrern am Flughafen auseinander zu setzen. Da musste ich nicht lang überlegen, zudem standen noch zwei Urlauberpärchen ziemlich bedröpelt vor dem Busfahrplan und wir nahmen uns zusammen ein Taxi bis Chania. Der Fahrer brachte mich dann noch die drei Kilometer aus der Stadt raus und ließ mich am Strand von Agria Marina aussteigen.
Von da ging es erstmal gut noch 3 Stunden am Strand entlang bis nach Kolimbari. Manche Stellen am Strand waren extrem vermüllt - komischerweise immer genau zwischen zwei Campingplatz-Stränden, deren Strandabschnitte waren dann wieder pikobello aufgeräumt. In Kolimbari musste ich mich erstmal mit was Essbarem und vor allem Wasser versorgen - bei der noch ungewohnten Hitze hatte ich die 3 Liter Wasser, die ich am Flughafen aufgefüllt hatte, schon aufgebraucht. Danach folgte ich einer Teerstraße im Zick und Zack den Hügel der Halbinsel hoch, um dann nach einem Minikaff namens Aspra Nera wieder im gleichen Zick und Zack auch auf Teer runter immer in Richtung Meer zu laufen. Die Füße jaulten jetzt schon ganz ordentlich. Unten am Meer angekommen, machte ich an einer kleinen Kirche eine längere Pause. Hier lag alles voller leerer Plastikflaschen und so komisch grünen Plastiknetzen, keine Ahnung woher die stammten. Aber zumindest die Aussicht war toll - genau gegenüber konnte ich die Halbinsel von Kissamos sehen, an deren mir abgewandten Seite der berühmte Balos Beach lag. Nach einem Riegel und einer lauwarmen Coke machte ich mich wieder auf die Socken in Richtung Kissamos. Die Teerstraße hatte kurz vor der Kirche aufgehört und nun ging es eeeendlich über einen kleinen Pfad immer schön an der Küste entlang.
Die Küste hier war richtige Felsküste und es hatte -bis auf die Temperatur und die Farben- ein Bisschen was von England. So kann's weitergehen, dachte ich mir. Nach einigen Kilometern kam ich dann wieder auf eine Teerstraße und direkt an einem total leeren Campingplatz in Nopigia vorbei. Da ich für den Tag genug hatte und doch tatsächlich jemand auf dem gespenstisch leeren Platz war und mir sogar noch was zu essen verkaufen konnte, baute ich dort mein Zelt auf. Der Boden war selbst hier am Campingplatz so weich, dass kein Hering halten wollte - na, da hab ich ja echt mal Glück gehabt, dass ich mein Zelt mitgenommen hab und nicht das Tarp. Das wär beim lauesten Lüftchen in der Nacht zusammengeklappt. Mit einem leckeren Sandwich und einer großen schön kalten Coke machte ich es mir nach meinem Aufbau am Steinstrand bequem und schaute dem Sonnenuntergang zu. Kaum war die Sonne weg, wurde es auch angenehm kühl und ich kroch in mein Zelt, schrieb den ersten Eintrag ins Tagebuch und telefonierte mit kurz mit daheim.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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