Der nächste Morgen ging so los, wie der Abend zuvor aufgehört hatte: mit einem bombastischem Sonnenaufgang. Mehr als gemütlich packte ich meine sieben Sachen zusammen und schlenderte dann zum Frühstücken nach Loutro. Heute war meine geplante Etappe nur kurz - in etwa 4 Stunden sollte der Weg bis in die berühmte "Süßwasser-Bucht" laut Netz zu schaffen sein. Deshalb ließ ich mir bei meinem Frühstück an der Strandpromenade mehr als Zeit. Im Hafen lag immer noch eine Fähre, die hatte die Touris wohl über Nacht hier "ausgespuckt". So von Nahem betrachtet war das Ding ganz schön rostig und kaputt...darf man wohl nicht so genau hinschauen, wenn man damit fahren will.
Der Weg verlief nach dem kleinen Örtchen schön flach an der Küste entlang bis zum Ende der niedlichen Bucht, dort ging es recht steil den Hügel hoch und ab da ging das "übliche" Hoch und Runter wieder weiter. Die Felsen an der Küste unter mir waren scheinbar teils unterspült und überall mit tollen Höhlen und Löchern durchzogen, die man ab und an von oben einsehen konnte. Einige Wasserwanderer waren schon mit ihren Kajaks unterwegs - das stell ich mir auch toll vor da durch zu paddeln und ab und zu in einer Bucht Pause zu machen. Leider fand ich auch den ein oder anderen Müllabladeplatz - so manch ein größeres Loch schien ein willkommener Abladeplatz für stinkende Plastiksäcke zu sein. Ansonsten war der Weg wieder richtig schön zu laufen und diesmal traf ich wirklich auch mal andere Wanderer. Allerdings nur Tageswanderer auf dem Weg nach Loutro, die mir alle entgegen kamen. Nach nicht mal 4 Stunden stand ich oberhalb der Süßwasserbucht und staunte nicht schlecht, da gab es einen schwimmenden Kiosk/Restaurant/Cafe direkt über einen Steg vom Strand aus erreichbar. Der Strand an sich war relativ unspektakulär, wie ich fand, da hatte ich bisher schon schönere Buchten gesehen. Eine Handvoll Leute planschten im Wasser, drei Zelte standen schon und eine ganze Reihe an roten Seekajaks lagen vor dem Kiosk an Land. Im Rücken des Strandes ragten die Felsen wirklich seeeehr hoch auf und irgendwie hatte das was Beklemmendes so eine mords bröselige Wand im Rücken zu wissen. Ich stellte mein Zelt "zur Sicherheit" direkt an einer kleine Pinie auf...wenn Steine runter kommen sollten, würde mich die dann...was genau!? Ich musste selbst über mich lachen, der dürre Baum würde mal so gar nix bringen. Trotzdem war mir dort wohler.
Nachdem ich alles aufgebaut und eingeräumt hatte, trank ich eine schön kalte Cola bei dem schwimmenden Kiosk und ging danach sogar noch ne Runde baden. Die Bucht hat ihren Namen von Süßwasserquellen, die sowohl am Kiesstrand als auch im Meer aus dem Boden kommen. Beim Schwimmen konnte ich das jetzt nicht wirklich feststellen, aber an Land brauchte man nur ein paar Zentimeter in den Kies zu buddeln, dann kam Süßwasser - praktisch :-) aber wegen des Kiosks nicht wirklich notwendig. Ich fläzte mich in den Schatten der Pinie und döste den ganzen Restnachmittag faul im Halbschatten und holte einige Tagebucheinträge nach. Über mir in der Pinie fand ein echtes Tierschauspiel statt: da der Baum blühte, waren Unmengen an Bienen unterwegs. Diese wurden von Zeit zu Zeit von Wespen attackiert und mitgenommen. Und die Wespen wiederum wurden, wenn sie sich grad mit einer Biene beschäftigten, von Hornissen gepackt. Hatte ich so noch nie gesehen - mir war nur aufgefallen, dass hier sehr viele gelb-schwarz gestreifte, zum Teil echt riesige Fliegeviecher unterwegs waren. Zudem kreisten weit über uns im Himmel eine ganze Schar an Bartgeiern, toll! So verging der Tag und meine Füße hatten fast sowas wie einen Pausetag :-) einziges Manko war das stetige Bröseln und Bröckeln der Wand hinter mir. Der Strand leerte sich zunehmend, die Sonne ging unter und ich machte mich "bettfertig" - trotz weniger Kilometer heute war ich doch rechtschaffen müde und schlief schnell ein.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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