TAG 13

Kallerghi-Hütte - Omalos - Chania

So toll, wie das Abendessen, waren leider die Betten der Hütte nicht - die Matratze musste wohl noch aus der Bauzeit der Hütte gewesen sein. So was von durchgelegen und unbequem, dass ich mir mitten in der Nacht meine Luftmatze geschnappt hatte und auf den Boden umgezogen war. Am Morgen gab es griechischen Kaffee und Brot mit Marmelade zum Frühstück. Wirklich viel Spaß hatte ich dann noch mit der Holländer-Truppe - die Jungs hatten allesamt tierischen Muskelkater vom Vortag und bewegten sich äußerst langsam und seeehr lustig. Die brauchten ewig im Bad (es gab nur eines in der Hütte) und das nahm natürlich jeder zum Anlass zu lästern :-)

 

Kurz nach acht Uhr verließ ich die Hütte runter in Richtung Omalos-Ebene. Die Wege oben in den weißen Bergen waren allesamt sehr reizvoll. Allerdings hätte die Strecke nicht in der Zeit hingehauen, die mir noch zur Verfügung stand. Ich wollte nämlich bei den Busverbindungen auf Kreta und deren Zuverlässigkeit vorsichtshalber einen Tag vor Abflugsdatum in der Nähe des Flughafens ankommen. Somit hatte ich mir am Abend den Plan zurechtgelegt, die Ebene zu durchqueren und über die kleinen Dörfer bis nach Agia Marina in zwei Etappen zu laufen. Von da aus mit dem Bus nach Chania bzw. evtl schon bis zum Flughafen. So der Plan.

 

Oben an der Hütte war noch strahlend blauer Himmel und relativ zapfig, nach der ersten Kurve stand ich dann plötzlich mitten in den Wolken und es war eine ganze Zeit lang mehr als nebelig. Die Temperaturen stiegen jeden Meter, den es nach unten ging und auch die Sonne machten den dicken Wolken den Garaus und ich konnte toll auf die ganze Ebene schauen. Von oben war die lange gerade Straße mitten durch die Ebene gut zu sehen und ebenso das kleine Örtchen, dass der Ebene den Namen gegeben hatte (oder vielleicht auch andersrum...). Der Weg ging etwa zwei Stunden recht steil im Zick und Zack den Berg runter. An dem ersten flacheren Stück lief ich an einer alten Ruine vorbei - das wäre eigentlich ein richtig tolles Haus mit Pool und großen Grundstück geworden, wenn es fertig gebaut worden wäre. Nun war alles total verfallen und hatte etwas Gruseliges. Die schönen, sauberen Berge waren wohl zu ende... Ein paar Meter nach der Ruine stand dann nämlich schon das erste Autowrack am Straßenrand: ein großer Bus stand dort wohl schon etwas länger, war von den Straßenbauern einfach seitlich mit Kies bedeckt worden. Muss man nicht wegräumen, nö - baut man halt einfach mit ein...! Kurz bevor es auf die Hauptstraße ging, passierte ich eine große Schaf- und Ziegenherde. Die Viehcher sahen alle durch die Bank erbärmlich aus und ihr "Zuhause" noch schlimmer. Den Geruch beschreib ich jetzt nicht...

 

Die breite Hauptstraße führte schnur gerade und brettelseben in Richtung Omalos. So früh fuhr kein Bus und auch kein Auto, so dass ich gemütlich auf der Bahn laufen konnte. Die Schafe und Ziegen liefen hier alle auf der Ebene frei umher, lagen manchmal mitten auf der Straße und sonnten sich. Leider wurden auch ab und an welche von Autos ange- oder überfahren, die lagen aufgedunsen oder als halb verweste Gerippe am Straßenrand. War jetzt nicht unbedingt ein toller Anblick. Die ersten Busse kamen mir entgegen, vollgepackt mit Leuten auf dem Weg zur Samaria-Schlucht. Als ich die ersten vereinzelten Häuser erreichte, war es kurz vor elf Uhr, die Busse wurden deutlich mehr und donnerten in einer ordentlichen Geschwindigkeit an mir vorbei. Ich verlegte meinen Fußmarsch auf weit neben der Straße, um nicht vom Fahrtwind mitgenommen zu werden. Kurz vor dem Ort lief ich an einem Grundstück mit Zaun vorbei, über den Zaun hatte jemand die toten Schafe bzw. deren Felle gehängt. Ein Duft...schmackofaz. Ich entschied mich ab da dann auf der anderen Seite zu laufen, was geruchstechnisch nicht viel besser war, aber zumindest nicht auf Tuchfühlung mit stinkenden Fellen.

 

Der Ort Omalos bestand irgendwie aus vier größeren und ein paar kleineren Häusern. Von den vier größeren Häusern waren zwei total verfallen, eines grad im Umbau (das Hotel wird umgebaut und renoviert - sehr geil, wenn man Realität und Webseite vergleicht!) und das andere naja "normal" bewohnt: also oben rum Ruine, im Erdgeschoss Kiosk und kleines Mini-Restaurant. Dort machte ich Pause. Ich zog mir eine Dose Cola aus dem Automaten, denn der Kiosk hatte noch nicht offen, und setzte mich an einen der Tische. Also wenn Tarantino ein neues Filmset braucht, ich würd ihm das hier in Omalos vorschlagen. Tot über'm Zaun hängen ist hier nicht nur eine Floskel und selbst diese trockenen Gebüschhaufen rollen hier über die Straße (allerdings nur, wenn ein Bus vorbeirauscht). Nach der Cola machte ich mich auf in Richtung Kares. Die Passstraße war mal sowas von hässlich und durch die vielen Busse und schnellfahrenden Autos auch lauftechnisch alles andere als schön. Nach gefühlt unendlich vielen Kilometern konnte ich kurz vor Kares auf eine kleine Nebenstraße ausweichen und folgte der Teerstraße im Zick und Zack nach Orthouni. Dort musste ich leider wieder auf die viel befahren Passstraße wechseln. Nach einer Stunde machte ich Pause an einer kleinen Tankstelle - ich hatte sowas von keine Lust mehr neben dieser Teerstraße herzudackeln und von jedem vorbeifahrenden Auto entweder angehupt oder durch den Fahrtwind fast mitgenommen zu werden. Mit einer eiskalten Dose Cola und einem Snickers bewaffnet suchte ich mir in der Nähe der Tankstelle einen schattigen Sitzplatz und googelte nach anderen Fußwegen. Es gab leider keine...! Nach einer kleinen Pause rappelte ich mich auf und wackelte weiter die Straße entlang. Im nächsten Kaff Skines lief ich an einer Bushaltestelle vorbei, deren Busfahrplan war sogar lesbar und es stand für heute noch eine Fahrt nach Chania drauf. Lang brauchte ich nicht zu überlegen, die Stunde Warten ging jetzt locker -war ja sogar eine Bank da- und falls der Bus nicht kommen sollte, würde ich noch ein Bisschen bis zu einem passenden Zeltplatz weiterlaufen. Was soll ich sagen, fast pünktlich kam der Bus. Knappe eineinhalb Stunden später saß ich im Bus nach Chania :-)

 

Die Fahrt war für mich nicht wirklich erholsam, der Fahrer fuhr nicht gerade langsam über die kurvige Straße. Ist jedes Mal, wenn man ein paar Tage nur zu Fuß unterwegs war, eine ziemliche Umstellung schneller als durchschnittlich um die 4 bis 5 kmh unterwegs zu sein! Deshalb war ich froh, als wir dann in Chania am Busbahnhof ankamen. Eine Unmenge an Leuten war dort unterwegs und ich machte mich auf in Richtung alten Hafen. Überraschender Weise gab es dort einen Shop dieser bekannten Kaffee-Ladenkette mit der grünen Meerjungfrau im Logo - an dem kam ich einfach nicht vorbei. Genüsslich nuckelte ich an einem riesigen Kaffee Latte und machte es mir auf einem der Sessel im Schatten der Markise bequem. Hier googelte ich nach einer Unterkunft  und fand prompt ein freies Zimmer direkt an der Hafenmole, ein paar Meter weiter entfernt. Und das sogar echt mehr als erschwinglich. Die nächsten zwei Nächte waren somit gebongt und ich machte mich mit meinem zweiten Kaffee-Latte in der Hand auf zum alten Hafen. Der war nicht wirklich weit weg gewesen und auch wirklich sehenswert, etwas arg voll mit Menschen, aber wirklich hübsch. Die kleine Pension mit meinem Zimmer war auch schnell gefunden und nach kurzem Einchecken, langem Duschen und einem Telefonat mit daheim, "stürzte" ich mich ins abendliche Chania. Herrliche Mini-Gässchen mit vielen kleinen Läden und der schöne mittelalterliche Hafen machten den Abendspaziergang zu einem Highlight. Zu Essen gab es dann lecker Fisch in einem der vielen Restaurants direkt am Hafen - einzig diese Marktschreier, die den vorbeilaufenden Leuten vor jedem Restaurant "auflauerten" und das beste Essen der Welt anpriesen, waren nervig. Ansonsten war's ein überraschender, aber wirklich gelungener Abschluss eines doch sehr turbulenten und anstrengenden Tages.