Was war das eine Nacht - bis kurz vor Mitternacht turnten und spielten ein Haufen Kinder direkt neben meinem Zelt rum und zudem wurde es irgendwie nicht kühler. Bei um die 27 Grad war da mit Schlafen nicht viel. Kurz nach Sonnenaufgang packte ich mein Zelt ein, setzte mich an den Strand auf eine der Liegen und mümmelte einen nicht mehr ganz so frischen Apfel zum Frühstück. Es war zwar leicht bewölkt, aber immer noch so warm und bei gefühlten 100% Luftfeuchtigkeit machte ich mich auf den Weg. Die Etappe heute verlief größtenteils auf der Pass-Straße durch die Berge immer in Richtung des berühmten Klosters und noch berühmteren Strand bei Elafonisi. Der eigentliche Plan war die Strecke von knapp 50 km in zwei Etappen zu laufen. Da ich aber schon nach den ersten 10 Kilometern Teerstraße sowas von schon keine Lust mehr hatte, streckte ich bei jedem Auto den Daumen raus. Immer auf den weißen Streifen zu schauen, bergauf über immer weicher werdende Teerstraßen zu laufen, macht eeeecht keinen Spaß.
So nebenbei ein kleiner Einwurf zum Thema Hitchhiken in Griechenland bzw. auf Kreta: ...lasst es einfach bleiben! Griechen sehen den Daumen als Aufforderung zum Hupen, zu sonst nix! Da bleibt wirklich niemand stehen und man erleidet bei Schreckhaftigkeit irgendwann einen Herzinfarkt von dem ganzen Gehupe!
Nach weiteren 10 Kilometern erbarmte sich ein italienisches Ehepaar mit ihrem Mini-Leihauto und sammelte mich auf. Ich hatte echt Glück, denn die beiden wollten in die selbe Richtung, nämlich zum berühmten Strand, und nahmen mich das restliche Stück mit. Ich zahlte dann die Parkgebühr als Dankeschön und machte mich vom Touriparkplatz auf in Richtung Strand. Das Kloster wäre wieder ein Stück des Weges zurück gewesen und dazu hatte ich keine Meinung mehr. Der Strand war wirklich schön, nur eben voller Menschen. Unglaublich vielen Menschen. Ich nahm meine Beine in die Hand und schaute, dass ich da weg kam. Ich nutzte einen der Getränkestände mitten auf dem Strand um meinen Coke-Haushalt aufzustocken :-) schnappte mir auch noch einen leckeren Erdnussriegel, füllte meine Wasserreserve auf und watschelte mit großem Rucksack durch den weichen Sand immer weiter jetzt Richtung Osten. Hier war der Weg, so wie ich ihn mir vorgestellt hatte: steinig, sandig als kleiner Pfad immer am Meer entlang. Anfangs machte ich noch die ein oder andere "Müll-Entdeckung", aber dann wurde es immer schöner.
In den Sanddünen und den kleineren Buchten etwa zwei oder drei Kilometer von Elafonisi entfernt, standen regelrechte Zeltdörfchen - dort hatten sich einige Aussteiger und auch ein paar Einheimische ausgebreitet. Leider auch ein Herr im Adamskostüm, der meinte mir zeigen zu müssen, wie gut das bei ihm "unten rum" funktionierte...sowas braucht man bzw. Frau dann echt nicht. Mehr als zügig (immer die Stecken "zuschlagbereit" im Anschlag) und den Idioten ignorierend bin ich weitergegangen und fünf Minuten später war der Vorfall fast wieder vergessen...die Landschaft war der Hammer. Da ich zwischen mich und der letzten Zeltansammlung und dem dazugehörigen Deppen mehr als nur ein paar hundert Meter wissen wollte, lief ich noch knappe eineinhalb Stunden weiter.
Eine tolle Bucht nach der anderen machte mir die Wahl des Schlafplatzes echt nicht einfach. Kurz vor'm Dunkelwerden fand ich dann die perfekte Bucht für mich, stellte mein Zelt auf und plantsche dann noch in "meiner Badewanne vor der Haustür". Das Wasser war mehr als warm - Erfrischung ist was anderes, aber die Salzkruste ging wenigstens weg. Nach ein paar Nüssen, einem ehemals hartem Stück Salami und einem Stück Brot kuschelte ich mich ins Zelt und schaute dem Sonnenuntergang zu. Kaum war die Sonne weg, gingen auch mir die Lichter aus - war ein wirklich anstrengender und erlebnisreicher Tag gewesen.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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