Mal so vorne weg: der Tag 6 sollte ein kompletter Wandertag ohne Müll und Gestank werden - juhu, uuunglaublich. Ist schon echt traurig, dass man sich über so was freuen muss!
Früh morgens packte ich meine sieben Sachen recht zügig zusammen, schlürfte noch den restlichen kalten Kaffee (hatte ich mir am Abend aus dem Restaurant einen riesen Pott mitgenommen, weil die erst mittags wieder aufmachen würden) und war um kurz vor 8 Uhr schon wortwörtlichen auf der Piste. Der Weg raus aus Paleochora verlief wieder über eine breite Schotterpiste, diesmal aber schön direkt an der Küste entlang und auch nur ein paar Kilometer bis zu einem großen Steinstrand direkt an hohen steilen Felsen gelegen. Sehr schick. Dort standen ein paar alte Wohnwagen und Bullis rum - war aber noch keiner auf den Beinen von den Campern. Ab hier ging der Weg über einen schmalen Trampelpfad direkt im Zick und Zack der Küstenlinie folgend durch die ersten Ausläufer der Lefka Ori, der weißen Berge. Rauf und runter, mit Gekraxel und über Stock und Stein - toll :-) manchmal störte nur etwas der Rucksack, der beim Kraxeln durch enge Passagen öfter mal hängen blieb. Landschaftlich ein Traum, wenn man die Tage vorher als Vergleich hernimmt!
Nach zwei Stunden ging es auch zum ersten Mal ordentlich steil, wohl knappe 300Hm, den Hügel hoch - sehr schweißtreibend auf Grund der Temperaturen, aber sonst wunderschön. Oben angekommen verlief der Weg über eine steinige Hochebene. Lauftechnisch musste man hier mehr als aufpassen: die Felsen waren super scharfkantig und der Weg selbst nach einem Tag Regenpause und mittlerweile knappen 30 Grad immer noch matschig und schmierig. Und zudem war keinerlei Weg oder Pfad zu erkennen, da war Orientierungssinn gefragt. Die einstmals gelben E4-Schilder konnte man nämlich auf Grund der vielen Löcher, die die hatten, kaum auf Entfernung erkennen. Scheint wohl Spaß zu machen mit Schrot auf die Blechdinger zu ballern. Deshalb ging's eben nur sehr langsam vorwärts - war aber nicht weiter schlimm bei der schönen Landschaft. Nach der Hochebene führte der Weg wieder runter zur Küste und dann wieder hoch auf den nächsten Hügel - das Spiel hatte ich so ein paar Mal. Mittagspause habe ich in einer kleinen niedlichen Bucht direkt an einer Wasserquelle eingelegt. Hier hatte man irgendwelche Ausgrabungen angefangen. Sollte -so hatte es zumindest den Anschein- irgendwie touristisch aufbereitet werden das Ganze, nur wirklich fertig sind die Jungs hier nicht geworden. Selbst die Hinweisschilder standen nur zur Hälfte.
Nach der Ausgrabungsstelle und der schönen Rast neben einer kalten Quelle im Schatten folgte der Weg dem gleichen Muster, wie vor der Pause. Hoch, über die Ebene rüber, wieder runter zum Meer und wieder hoch zur nächsten Ebene. War ordentlich am Schwitzen, aber glückselig über die viele Natur und die wenigen Menschen. Gegen zwei Uhr verlief der Weg runter dann durch eine Schlucht mit vielen Pinienbäumen. Lauftechnisch auch hier mit Vorsicht zu genießen, aber dank des Schattens und des tollen Duftes nach Pinie echt ein Highlight! Die Schlucht spuckte mich dann urplötzlich direkt vor einer Hafenmauer an der Küste aus - ich war in Sougia angekommen. Das ging dann zum Schluss raus schneller, als erwartet. Die Strandpromenade entlang laufend, suchte ich mir ein Cafe aus (war klasse: Hardrock-Kneipe mit Strandblick und prima Mucke!) und ließ mir ein paar Kaltgetränke schmecken.
Einen passenden Zeltplatz suchte ich mir danach am langen Strand von Sougia. Hier standen für meinen Geschmack viel zu viele Bullis, Wohnwagen und große Zeltburgen mit zum Teil echt riesigen Sonnensegeln rum. War schlicht unmöglich einen einigermaßen "einsamen" Zeltplatz zu ergattern. Nachdem alles aufgebaut und eingeräumt war, nutzte ich die Stranddusche zur Abkühlung, zum Waschen und Auffüllen des Wasservorrates und danach schlurfte ich ins nächstgelegene Strandcafe, gönnte mir eine Dorade mit Gemüse und einen leckeren Milchkaffee. Zurück an meinem Zelt packte ich mich gemütlich in den Schlafsack und schlief (vorerst) recht schnell ein.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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