TAG 9

Agia Romeli - Loutro

Nach einer prima Nacht, wachte ich richtig erholt um kurz vor sieben Uhr auf - blöd, wenn man ausschlafen will, aber beim ersten Sonnenstrahl der Körper meint "los jetzt, weiter". Heute war mein 40er und geplant war eigentlich ein schön fauler Ruhetag...da ich aber am Abend zuvor gesehen hab, wie der Weg Richtung Loutro weitergeht, war ich gar nicht mehr so erpicht auf Ruhe :-) deshalb packte ich meine Sachen zusammen und machte mich nach einem leckeren Frühstück (halber Liter frischgepresster O-Saft und 2 Crossaints) in Richtung Loutro auf. 

 

Der Weg führte nach dem Ort immer schön an der Küste entlang, nix mit "griechisch alpin", sondern wirklich schön zu laufen. Es ging in Wellenform rauf und runter - das Rauf war knackig, da das meist über ganz feinen weichen Sand ging. Ordentlich anstrengend. Es wechselten sich eine Zeit lang Kiesstrand, Sanddüne und Pinienwald ab - Sanddüne hoch, dann ein paar Meter durch lecker duftendend Pinienwald, Sanddüne wieder runter und ab auf den nächsten Kiesstrand. Dann ging es etwas höher und der Part Kiesstrand entfiel - immer entlang der Abbruchkante der Küstenfelsen schlängelte sich der kleine Pfad die Hügel hinauf. Auf halber Höhe zwischen Meer und Gipfel folgte der Weg dann einer kargen, steinigen Ebene - die Sonne bruzelte ordentlich von oben runter und die Luft flimmerte nur noch - ganz schön waaarm. Kurz nach Mittag konnte ich recht weit entfernt einen einzelnen großen Olivenbaum erkennen -fällt kilometerweit auf, wenn sonst nix Grünes da ist- der dann zum Glück auch fast direkt am Weg lag. Perfekter Mittagspausenplatz! Nachdem ich den Ziegen klar gemacht hatte, dass das jetzt kurzzeitig mein Platz ist ;-) genoss ich die schattige Pause mit Krümelkeksen und prima Aussicht. Zum Glück hatte ich in Agia Romeli meine ganzen Wasservorräte bis obenhin voll gemacht und zusätzlich noch eine große Flasche Mineralwasser mit Blubb gekauft. Musste also nicht mit meinem Wasser haushalten. 

 

Nach einer ausgiebigen Rast räumte ich den Platz für die Ziegen, die schon ungeduldig um den Baum rumschwanzelten, und machte mich auf in Richtung Loutro. Nach einiger Zeit stand ich plötzlich oberhalb einer kleinen Bucht -der Marmara-Bucht- es ging eine Steintreppe runter, zuerst an einem "Stillen Örtchen", dann weiter unterhalb an schicken niedlichen Palmensonnenschirmen und Liegen vorbei und auf der anderen Seite wieder einen kleinen Trampelpfad hoch. Eine total schöne Bucht, allerdings viel zu voll! Die Badegäste werden dort mit Booten aus Loutro angekarrt, ist wohl eine Art Ausflugsziel eines der Hotels in Loutro. Nach dem kleinen Zivilisationsschock war ich wieder alleine unterwegs. Laut Netz soll der Weg in dem Teil oft begangen werden, aber -außer einem französischen Ehepaar, dass mir bis jetzt zweimal über den Weg gelaufen war- hatte ich noch keinen anderen Wanderer getroffen. 

 

Zum Glück, denn der Weg wurde zunehmend schmaler und ging direkt auf der Felskante bzw. knapp darunter entlang. Wär mir da jemand entgegen gekommen, hätte ich nicht gewusst, wie wir aneinander vorbeigekommen wären. Hatte was von leichtem Klettersteig, nur ohne Seilsicherung. Im Prinzip nicht sonderlich schwer: circa 20 Meter über'm Wasser, ein sauber rausgehauener 20 cm breiter Tritt und genug griffige und große Felsen zum Festhalten - das Problem war nur die Sonne. Die hatte die Felsen so aufgeheizt, dass ein Festhalten nicht lange möglich war: die Steine waren soooo heiß. Da hab ich mir die ersten und einzigen Blasen auf der Tour zugezogen - nicht an den Füßen und auch nicht vom Sand zwischen den Zehen, sondern Brandblasen an den Händen!

Warum nochmal hatte ich meine dünnen Handschuhe nicht mitgenommen...genauuuuu, weil's warm werden würde auf Kreta! Und wieder was dazu gelernt ;-) 

Den Abschluss dieses Mini-Klettersteiges bildete dann ein relativ gerades Felsstück, in das ein paar "Trittlöcher" gehauen worden waren. Für die knappen 6 Meter runter bis zum sicheren Strand hab ich gefühlt eine halbe Ewigkeit gebraucht - wer auch immer diese Löcher gehauen hatte, hatte keinen Schimmer vom Klettern geschweige denn Ahnung von einer adäquaten Lochgröße für Schuhe! Selbst für mich (und ich bin nun wahrlich kein Riese) waren die Löcher für die Schuhe viel zu klein, zum Greifen gingen die aber zum Glück. Und so hangelte ich mich laut fluchend den Fels runter. Hatte was von "Untere Schwanseeplatte nachmittags nach einem 40 Grad Sommertag"...

 

Hinter dem kleinen Kiesstrand ging es wieder "normal wanderbar" weiter, im Zick und Zack folgte der Weg einer wirklich furz trockenen und staubigen Ebene. Jedes kleine Lüftchen war hier in Form von Miniwindhosen zu sehen. Hab es leider nie geschafft eine davon zu fotografieren. Nach einer Stunde etwa änderte sich die Landschaft, einige Bäume und Büsche säumten den Weg und plötzlich stand ich vor ein paar Ruinen - war an der Türkenfestung oberhalb von Loutro angekommen. An der Festung entlang, dann an einer großen Kirche und ein paar Gärten vorbei, folgte ich dem Weg runter nach Loutro. Ein pittoreskes kleines ehemaliges Fischerdorf, dass sich komplett auf Touristen eingeschossen hatte. Weiß getünchte Gebäude reihten sich im Halbrund um eine sehr hübsche kleine Bucht. In vorderster Front eine lange Strandpromenade mit kleinen Restaurants, dahinter eine Reihe größerer Häuschen (allesamt Hotels oder Pensionen) und da hinter hoch oben an die Felsen gedrückt noch eine Reihe kleiner Häuschen, die waren wohl für die Einheimischen. Das Dorf ist komplett nur über das Wasser zu erreichen und im Dorf selbst kann man sich nur zu Fuß bewegen, selbst Fahrräder braucht man hier nicht. Jedes Restaurant hat zugleich eine Hafenmole, an der Boote ankern können - alles seeeehr postkartenkitschig schön. Einzig die riesige Fähre, die seitlich in der Bucht an einer großen Mole festgemacht war, störte das Bild.

 

Der erste freie Platz in einem der Restaurants an der Promenade war meiner! Musste auf Grund der vielen Menschen, die hier überall saßen, etwa die Hälfte der Rundung erst hinter mich bringen. Dann aber konnte ich meine zwei großen O-Säfte und eine schön kalte Cola mehr als genießen! Zu Essen bestellte ich mir leckere gegrillte Sardinen - echt super, erst recht bei dem Ambiente. Danach machte ich mich auf, einen Schlafplatz zu suchen. Da im Dorf und umzu Camper nicht gern gesehen waren, latschte ich ein gutes Stück zurück bis zur Festung. Dort hätte ich mich beim Umrunden eines kleinen Turms fast ins Meer verabschiedet...die Steinmauer neben mir meinte beim Touchieren meines ausladenden Rucksackes mit Steinen nach mir werfen zu müssen. Ging zum Glück gut und nur die Felsbrocken landeten etwa 20 Meter unter mir im Wasser. Das nahm ich zum Anlass etwas mehr Meter zwischen mich und Küste bzw. Felskante zu bringen und suchte mir einen Platz zwischen großen Büschen nahe der alten Festung. Das Zelt war schnell aufgestellt und so konnte ich einen herrlichen Sonnenuntergang am Rande der Ruine genießen. Was für ein Tag - mal ein etwas anderer Geburtstag! Kurz telefonierte ich noch mit zuhause und, um des familiären Haussegen willen noch mit der restlichen Verwandtschaft und schlief dann wirklich schnell ein.