Ich freute mich so unglaublich auf diese Tour, dass ich irgendwie in der Nacht vor der Abreise nicht richtig schlafen konnte. Dementsprechend gerädert saß ich frühmorgens im Zug nach München. Zum Glück hatte ich einen Zug vorher genommen -man weiß ja nie bei der Deutschen Bahn- und prompt stand ich unfreiwillig länger am Münchner Bahnhof und wartete auf den SEV-Bus zum Flughafen. Aber egal...hatte ja Zeit :-) Am Flughafen selbst ging alles mehr als glatt. Die Flughafenkontrolle hatte mich einfach durchgewunken und stufte meinen Rucksack als Handgepäck ein, kuckte dann aber blöd aus der Wäsche, als ich das Ding trotzdem aufgeben wollte...hatte ja schließlich dafür bezahlt. Wäre auch viel zu sperrig für das kleine Fach über den Sitzen geworden. Gepäckmäßig hatte ich alles in Sachen Zelten dabei und mich ebenso vorsichtshalber auf kalte und evtl. nasse Tage eingestellt. Ratzfatz saß ich im Flugzeug und war richtig aufgeregt - ich hatte diesmal soooo viel Zeit, drei Wochen gab mir meine Familie (und auch die Arbeit) frei und dank der Fliegerei fiel die An- und Abreise zeitlich so gar nicht ins Gewicht. Hin direkt nach Oslo, zurück von Trondheim...sehr praktische Anbindungen gab es da. Klasse für die Laufplanung.
Bei gefühlt 40 Grad war ich in München in den Flieger eingestiegen und in Oslo bei frischen wenn's hoch kommt 20 Grad wieder ausgestiegen - ganz schön zapfig so für den Anfang. Direkt im bzw. unter dem Flughafen Gardermoen lag der Bahnhof und nach etwas Rätselraten über die Technik des Bahnkartenautomaten, tapperte ich stolz mit frisch ausgedruckter Karte zum Bahnsteig. Auf dem Weg kaufte ich noch Knabberkram, Brot, Hartwurst und ne kleine Cola ein (war da noch der Meinung, die Preise wären wegen Flughafennähe so hoch). Ich musste nichtmal fünf Minuten warten, da kam der Zug nach Lillehammer - das war meiner. Im Zug selbst war es dann wieder so warm, dass ich selbst die Lüftungsschlitze meiner Lundhags aufmachen musste. Die Zeit im Zug verging rasch und schon stand ich am Bahnhof in Tangen, einem kleinen Örtchen am schönen Mjosa-See und an der E6, der Autobahn, die von Oslo einmal quer durch's Land bis fast ans Nordkap geht. Der Plan war noch etwas zu laufen und mir dann ein schönes Plätzchen zu suchen. Dadurch, dass bald Mittsommer war, blieb es ziemlich lange hell und ich würde bis spät abends gut laufen können. Evtl. hatte ich Glück und die kleine urige Hütte Ekeberg gard wäre noch frei. Hat nur Platz für zwei Personen...mal schaun.
Im Zick und Zack ging es mal auf Asphalt, mal auf Kies und Schotter und ab und zu auf kleinen Pfaden durch die norwegische Landschaft. Vorbei an Pferdekoppeln, Bauernhöfen, Kuhweiden und offenen Felder - so viel zu schauen für den ersten Tag :-) herrlich. Die Temperatur war grad perfekt zum Wandern, nicht zu kalt und nicht zu warm, und nach etwas über 6 Kilometern stand ich dann vor der kleinen Hütte Ekeberg gard. Leider war schon besetzt, zwei Mädels aus Norwegen hatten sich dort schon einquartiert. Bei einer kleinen Pause auf der Bank vor der Hütte kamen wir ins Quatschen und sie boten mir an den Bauern zu fragen, ob ich dort zelten könne - gesagt getan und ich durfte, sogar umsonst :-) mein Zelt war relativ schnell aufgebaut und danach gab's Abendessen. Das bestand aus lecker Nüssen und meinem mitgebrachten Pemmikan. Danach saßen wir noch an der Feuerstelle zusammen und ratschten etwas. Da die Mädels am nächsten Tag eine mords Strecke vor sich hatten - die wollten bis kurz vor Eidsvoll laufen (die entgegengesetzte Richtung) - war der Ratsch am Feuer schnell beendet und wir gingen schlafen. Im Zelt mummlete ich mich in meine schön warme Schlafsack-Kombi - hatte meinen dünnen Yeti Fever Zero Schlafsack dabei und mit meiner neuen Therm-a-Rest NeoAir und der dicken Therm-a-Rest-Decke kombiniert. So konnte alles an Temperatur kommen.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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