TAG 12

Hjerkinn - Kongsvold

Der nächste Morgen bescherte wieder bestes Wanderwetter: blauer Himmel, dieses Mal keine Wolke in Sicht und ein laues Lüftchen. Gut gelaunt -die Schuhe waren über Nacht getrocknet, juhu- stapfte ich nach einem kurzen "Krümelkeks und restliche Cola"-Frühstück wieder in Richtung Fjell. Kaum aus Hjerkinn raus, kam ich an einer modernen Kirche vorbei und dahinter wurd's ein kurzes Stückchen schweißtreibend steil - danach war der Kreislauf auch endlich wach! Oben angekommen hatte ich einen tollen Rundum-Blick, das Fjell ist einfach unbeschreiblich schön. Der Weg war klasse, verlief durch baumloses Gelände Hügel hoch Hügel runter und war einfach super zu laufen. Die Etappe, die ich mir für heute vorgenommen hatte, war mit nur knappen 20 Kilometern eine recht kurze. Deshalb machte ich viele Pausen und genoss das herrliche Wetter und die Umgebung. Mittags traf ich bei einer weiteren Pause zwei ältere Jäger, die mir erzählten wie viele Moschus-Ochsen es hier gab und dass ich mich vorsehen sollte. Mir war bisher nichts aufgefallen, ich hatte auch keinen einzigen gesehen. Nach einem kurzen Plausch über die gemeinsame Leidenschaft des Jagens, liefen die beiden weiter und ich ebenfalls, allerdings in eine andere Richtung. Der Weg führte nun in buschiges Gelände, eher weiter runter in ein Tal. Urplötzlich donnerten zwei Düsenflieger durch das Tal, flogen gefühlt nur 100 Meter über mich hinweg und machten einen abartigen Lärm. Da ging der Puls kurz mal auf 180 oder mehr. Mich hat's ordentlich gerissen. Alle Moschus-Ochsen in der Umgebung sicherlich auch, deshalb hatte ich ab da keine Angst mehr einem zu begegnen.

Weiter marschierte ich in Richtung Kongsvold, einem Hotel mit einem kleinen Pilgerhäuschen. Als ich dort am frühen Nachmittag ankam, dachte ich, ich stünde in Bullerbü. Es sah echt so aus - total niedlich. In der Rezeption war meine Begeisterung über das niedliche Fleckchen dann aber schnell verflogen, als ich den Preis für die Übernachtung im Pilgerhäuschen mitgeteilt bekam! Das lehnte ich dankend ab. Da war mir das Zelt doch lieber. Im Cafe des Hotels gönnte ich mir aber noch gemütlich einen Kaffee und bewunderte dort meinen ersten Moschus-Ochsen aus der Nähe :-) ein ausgestopftes Riesenvieh hing an der Wand. Vor dem Pilgerhäuschen belagerte ich danach noch einige Zeit die äußerst bequeme Brotzeitbank und legte mich faul in die Sonne. Irgendwann gegen sechs Uhr machte ich mich auf, einen geeigneten Schlafplatz nach Kongsvold zu finden - was ehrlich gar nicht so einfach war, denn die Wiesen rund ums Hotel waren Privatbesitz und sonst war da nicht viel gerade Fläche. Schließlich lief ich wieder ein Stück des Weges zurück und stellte mein Zelt etwas oberhalb von Kongsvold an einen kleinen Bach auf. Gemütlich kuschelte ich mich in meinen Schlafsack, schrieb noch meinen Tagebucheintrag, telefonierte auch mit zuhause und hörte danach bis zum Einschlafen noch ein bisschen Hörbuch.