TAG 13

Kongsvold - Ryphusan

Ich wachte so früh auf, dass ich der Sonne beim Aufgehen vom Zelteingang aus gemütlich zusehen konnte - sowas von toll! In aller Ruhe packte ich alles zusammen, füllte nochmal meine Wasservorräte an dem kleinen Bach auf und lief los. Es ging weiter in das enge Tal an dem noch verschlafenen Hotel Kongsvold vorbei, immer etwas oberhalb der E6 lang in einem stetigen Auf und Ab über doch recht matschig rutschige Felsen. Irgendwann hatte ich dieses Teilstück durch das Tal geschafft und stand am Anfang eines steilen Anstieges hoch zurück ins Fjell. Trotz der Anstrengung war das Stück toll. Durch dichte Birkenwälder, mit fürchterlich vielen kleinen grünen Raupen, und über reißende kleine Flüsschen schlängelte sich der Pfad immer weiter in Richtung Baumgrenze hoch. Nach einem wirklich schweißtreibenden Zick-Zack-Stückchen durch einen super dichten Birkenwald, stand ich plötzlich auf freier Fläche - vor mir das Fjell mit weitem Blick auf viiiiiel Nichts :-) herrlich. Der Weg war recht breit und klasse zu laufen. Mitten zwischen zwei großen moosigen Haufen machte ich in der Sonne und im Windschatten oberhalb eines kleinen Sees mit großer Schneefläche dahinter eine Pause. Außer einer Möwe war nichts zu hören und rund herum strahlten die Moose und Flechten in den unterschiedlichsten Grüntönen. Dazwischen immer wieder weiße Flecken Schnee und ab und zu ein grauer Fels. So hatte ich mir Norwegen vorgestellt.

Nach meiner Pause fand ich ein Rentiergeweih mitten im Nirgendwo auf einem Steinhaufen - perfektes Fotomotiv. Hätte gerne ein lebendes Exemplar gesehen, aber im Sommer waren die leider viel weiter im Norden Norwegens unterwegs. Das Laufen flutschte richtig gut und die Zeit und ebenfalls die Kilometer vergingen im Nu. Irgendwann hörte das stetige Bergauflaufen auf und ich stand plötzlich vor einem Schild, das mir den höchsten Punkt auf dem Olavsweg zeigte. Über ein paar Schneefelder ging es jetzt fast immer auf gleicher Höhe. Der Weg änderte sich dann von Pfad in einen Art Schotterweg und ich konnte unter mir im Tal entfernt mein Ziel Ryphusan erkennen: ein paar kleine Hütten an einem Fluss. Sah von hier oben sehr toll aus. Der Weg dort runter zog sich recht lang. Es dauerte sicher noch gute zwei Stunden bis ich am Eingangstor zu der kleinen Unterkunft stand. Über mir kreisten zwei Steinadler und ich war hin und weg und setze mich erstmal auf die Treppe am Eingang und sah den imposanten Tieren zu. Nachdem die sich dann hinter den nächsten Hügel verzogen hatten und ich langsam anfing zu frieren, bezog ich mein "Bett" für heut Nacht. Auf der Liegefläche in der wirklich toll hergerichteten Wanderunterkunft breite ich mich aus und inspizierte die gut ausgestattete "Versorgungsecke". Man konnte sich von Dosengerichten, einem Haufen verschiedener Nudeln über Tütensuppen bis hin zu Schokoriegeln komplett ausstatten. Sogar Knäckebrot, Nutella und Margarine war für's Frühstück da. Und da soll noch irgendwer behaupten, es gibt im Fjell in den Hütten keine Verpflegung.

Wie in jeder Hütte lag auch hier ein dickes Hüttenbuch in dem ich lang blätterte und die Einträge las. Fand ich jedes Mal toll die Geschichten zu lesen und zu schauen, wer so vor einem auf dem Weg unterwegs war. Die Nacht zuvor waren unglaublich 14 Personen hier in der kleinen Hütte gewesen - ich war heute ganz alleine! Zum Abendessen machte mir eines meiner Trockengerichte, die ich schon lange mit mir rumschleppte, und kuschelte mich mit meiner Decke auf meine Matratze. Da ich morgen eine recht lange Strecke geplant hatte und das Wetter umschlagen sollte, wollte ich morgens ganz früh los. So stellte ich mir meinen Wecker und legte mich recht früh schlafen.