TAG 16

Meslogard - Segard Hoel

In dem gemütlichen Bett hätte ich noch einige Zeit liegenbleiben können, nur mein Mitbewohner machte sich recht früh nicht gerade leise abreisefertig und so schälte ich mich auch aus dem kuscheligen Bett und packte meine sieben Sachen zusammen. Das Wetter hatte sich nicht wirklich gebessert: es regnete wieder oder immer noch ordentlich dicke Bindfäden. Robert hatte sich schon aufgemacht. Nach einem heißen Kaffee in der Stube der kleinen Hütte zog ich mir wieder sämtliche Regenklamotten über, brachte den Schlüssel rüber zu Ingrid, der Besitzerin. Nach einem netten Ratsch -verbunden mit noch einem Kaffee und einen super leckeren Apfelkuchen- stapfte ich los in Richtung Rennebu. Der Weg nach Meslogard war recht matschig und rutschig, ging auch anständig rauf und runter. Viel zu sehen gab es da jetzt nicht. Die Wolken hingen tief und der Regen machte die angeblich tolle Sicht auf den Fluss und das Tal zu nichte. Nach dem Wald ging es über Wiesen und Felder bis nach Rennebu. Dort wollte ich die schicke Kirche besichtigen. Erstaunlicherweise war die auch offen, allerdings nicht zum Besichtigen, sondern wegen einer Beerdigung. So machte ich mich dort gleich wieder vom Acker. Witzig war das Auto des Pfarrers: ein schwarze Mercedes E-Klasse mit einem kleinen Kreuz oben auf dem Dach. Im Stile eines Blaulichtes oben auf dem Dach magnetisch befestigt, blinkte es weiß ;-)

Nach Rennebu ging es wettertechnisch genauso weiter wie vorher. Der Weg verlief über die Schotterpiste recht eben neben der Orka her und es schüttete ohne Unterlass. Und so gibt es von dem Tag außer das der Regen zwischen stark, noch stärker und Platzregen variiert hat, jetzt nicht viel zu berichten. Da nicht wirklich trockene Pauseplätze oder irgendwelche Cafes oder ähnliches auf dem Weg lagen, marschierte ich ohne Pause einfach weiter. Als ich dann an einer kleinen Abzweigung vor einem großen Schild "Segard Hoel" stand, war es früher Nachmittag. Den Namen hatte ich in meinem kleinen gelben Büchlein gelesen, war wohl eine Herberge. Und nach kurzem Überlegen und Durchrechnen der Reststrecke für die noch vor mir liegenden Tage bis zum Flug nach Hause, bog ich dort ab und marschierte in Richtung der Herberge. Auf Zelten hatte ich heute keine Lust und ich hatte noch genug Zeit für die letzten Kilometer bis Trondheim, konnte also für heute Feierabend machen.

Zuerst fand ich dort niemanden, es war ein großer Bauernhof mit mehreren Häusern. Vor einem der Häuser standen einige Autos mit Fliegenruten auf dem Dach bzw. vorne an der Stoßstange und dem Dach festgemacht. Witzige Befestigung - wurde auch gleich fotografisch für daheim festgehalten. Das waren alles Schweden, die hier an der Orka Angelurlaub machten und in einem der Häuser Ferienwohnungen gemietet hatten. Ich stellte mich in einer offenen Garage unter und wählte die Nummer der Besitzer, die im Buch angegeben war. Es dauerte eine Weile und dann hatte ich den Schlüssel und die Beschreibung, wo ich hin musste. Die Hütte lag hinter dem ganzen Anwesen, war jetzt nicht wirklich der Brüller - konnte aber auch an dem nassen, usseligen Tag gelegen haben. Bei schönem Wetter macht das Ding sicher einen anderen Eindruck. Trocken war's auf jeden Fall. Zuerst wurde erstmal eingeheizt - ich machte in dem kleinen Kanonenofen Feuer und es wurde schnell wärmer. Viel Platz war nicht, ein kleiner Gastraum mit Tisch und Sofa und einer Küchenzeile, einem Bad und daneben noch ein kleines Zimmer mit Bett. Eine schmale steile Leiter führte hoch ins obere Stockwerk zu weiteren Betten. Dort schnappte ich mir ein kleines Einzelbett in einer Nische und hängte meine Regensachen unten zum Trocknen auf. Dann stand einer der Söhne des Besitzers in der Tür und kassierte die Übernachtung ab.

Nachdem ich sogar einen Wasserkocher in den Schränken finden konnte, wurde Teewasser aufgesetzt und die Dusche in Beschlag genommen. Als ich sauber und trocken dann mit leckerem Tee und Keksen gemütlich auf dem kleinen Sofa saß und ein bisschen Tagebucheintrag schrieb, stand plötzlich mein Mitbewohner von gestern triefend und bibbernd in der Tür. Der arme Kerl hatte kein glückliches Händchen bei seiner Ausrüstung gehabt und war bis auf die Knochen nass und fror sichtbar. Irgendwo hatte ich ihn überholt, keine Ahnung wo. Er war froh drum (hätte seiner Ansicht nach nämlich den Ofen nie im Leben anbekommen) und legte sich erstmal trocken und duschte heiß. Sein Bett bezog er in dem unteren Zimmer neben der Dusche. Von ihm bekam ich an dem Abend nicht viel mit, war wohl ziemlich platt vom Laufen und dem Wetter. 

Meinen Füßen und Beinen und auch dem Rücken ging es prima, die beiden letzten nicht ganz so langen Etappen hatten gut getan. Sogar die Füße hatten sich an die Schuhe so einigermaßen gewöhnt. Ein bisschen plagte mich zwar der kleine Zeh an beiden Füßen (die vermissten eindeutig mehr Platz), aber dafür hatten die Schuhe super dicht gehalten. Nach einer kleinen Holzhack-Einlage und dem nochmaligem Einheizen für die Nacht machte ich mich dann auch auf ins Bett und schlief recht schnell ein.