Etwas gerädert wachte ich am nächsten Morgen recht früh auf - meine Füße hatten mich die ganze Nacht geplagt...das "An-die-Schuhe-gewöhnen" dauerte wohl noch etwas! Ich packte bei Nieselregen zusammen und machte mich auf in Richtung Brumunddal, in der Hoffnung dort ein kleines Cafe zum Frühstücken nutzen zu können. Direkt in der Fußgängerzone der kleinen Stadt, mit Blick auf einen Brunnen mit Elchstatue, legte ich eine Kaffee- und Toilettenpause ein. Die Strecke auf Teer tat meinen Füßen und Beinen so gar nicht gut und ich musste mich nach ein paar Kilometern hinter der Stadt bei einer kleinen Pause im Pilgrimsherberget Veldre mehr als überwinden weiter zu laufen! Die Dusche auf dem angepeilten Campingplatz hörte ich jetzt schon nach mir rufen...man war das ein Tag und wie würde ich das heiße Wasser genießen. Einzig die trockenen Füße machten mir die Schuhe noch nicht ganz madig. Der Nieselregen hörte gegen Mittag auf und meine Laune stieg trotz schmerzender Fußsohlen ein bisschen.
Ist irgendwie witzig, immer der dritte Tag (komischerweise auch nach Pausetagen) ist so ein Durchhängertag bei mir. Danach geht's dann täglich besser mit dem Laufen - zumindest war's bisher so. Also Augen zu und durch!
Über Schotterpisten, Feldwegen und kleinen Pfaden durch Wälder quälte ich mich den Weg weiter. An einer riesigen Kiefer machte ich noch einmal eine lange Pause. Bis jetzt hatte ich bis auf die zwei Norwegerinnen am ersten Abend niemanden, der auch den Weg wandert, getroffen. War toll, so menschenleer. Nur ab und an mal einen Bauern, das war alles, was mir über den Weg gelaufen war bis dato. Kurz nach der großen Kiefer kam prompt eine kleines Dorf mit vielen Menschen ;-) danach war es aber wieder schön einsam. An der kleinen historischen Pension Sveinhaug gard mit einem niedlichen Gartencafe legte ich dann nochmal eine Kaffeepause ein. Irgendwie war mir heute mehr nach Pause, als nach Laufen. Bis zu meinem Ziel für heute waren es dann nur noch knappe 5 Kilometer. Der Campingplatz lag direkt am See und auch direkt am Weg (wenn der kleiner Trampelpfad am Ufer zum Weg gehört - manchmal war die Beschilderung schon recht seltsam: einige Abschnitte sind allen Kilometer markiert und manche Stellen so gar nicht).
Nach dem Einchecken, Bezahlen und Aufbauen stand ich ungelogen fast ne halbe Stunde unter der heißen Dusche. Meinen Füßen und Beinen tat das mehr als gut. Mein "Nachbar" im Campingwagen gegenüber schenkte mir dann nach dem Duschen eine kleine Tube Pferdesalbe (oder so etwas in der Art) für meine Beine - muss wohl sichtbar gewesen sein, dass mir alles weh tat. Das Zeug stank und brannte fürchterlich, aber es tat noch besser als die Dusche. Hunger hatte ich komischerweise gar nicht. Ich genehmigte mir einen riesen Becher heiße Schokolade im Campingkiosk und legte mich dann mit meiner stinkenden Salbe an den Beinen ins Zelt und machte es mir mit meinem Hörbuch bequem. Es fing wieder an zu regnen, diesmal richtig doll und so dauerte es nicht lange und ich war eingeschlafen.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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