TAG 1

Perl - Orscholz

Gleich der Start meiner Wanderung 2019, die ich ja extra der knappen freien Tage und der kurzen Anreise wegen nach Deutschland verlegt hatte, gestaltete sich etwas holprig. Zum Thema "kurze Anreise" schreib ich hier jetzt nur so viel: versucht mal an einem Tag mit den Öffis vom Allgäu an die Mosel zu kommen!!! Auf dem Papier mit 5 mal Umsteigen machbar, nur hatte ich da die Rechnung nicht mit der DB gemacht. Dank der Überpünktlichkeit der Züge erwischte ich schon beim zweiten Mal Umsteigen den Anschlusszug nicht und schwups war der ganze Zeitplan für'n Arsch. Das Ende vom Lied war eine Übernachtung bei einer Freundin in Landau (weiter kam ich an dem Tag schlicht nicht) um dann am nächsten Morgen von der Pfalz nach Perl mit dem Bummelzug zu gondeln.

In Perl stieg ich gegen späten Vormittag bei ordentlichen Sommertemperaturen aus dem Zug und wunderte mich zuerst über den ziemlich heruntergekommenen Bahnhof - naja Bahnhof konnte man das eigentlich nicht nennen, Haltestelle passte besser. Hatte ich in dem Touri-Kaff an der Mosel und Nachbarort vom sehr bekannten Schengen irgendwie nicht erwartet. Dem Wegweiser hinter dem verfallenen Gebäude folgend stand ich dann auch ein paar Meter weiter vor dem offiziellen Startpunkt des Saar-Hundsrück-Steiges...juhu, es konnte losgehen. Zuerst schlängelte sich der Weg langsam den Hang hoch durch Perl. Mit Blick auf Schengen und die Mosel ging es im Zickzack zusammen mit dem Moselsteig einen sanften Hügel hoch. Kurz hinter Perl wurde aus dem Kiesweg ein richtig toller Trampelpfad. Es ging quer durch Wiesen und an großen Weizenfeldern vorbei und auch durch schöne Waldpassagen. Da hatte bis jetzt mein kleines gelbes Büchlein nicht zu viel versprochen: es war wirklich ein richtiger Trail, also ein reiner Trampelpfad. Im leichten Auf und Ab und Zick und Zack folgte ich dem schmalen Pfad stundenlang und merkte die Zeit gar nicht. Es war einfach toll. Auf einer Bank an einem kleinen Weiher bei Tünsdorf machte ich meine erste lange Pause. Das Wetter änderte sich langsam, die Wolken wurden mehr und auch der Wind stärker. Aber noch blieb es trocken. Für den Abend waren Gewitter angesagt und ich hoffte, eine der Schutzhütten an der Saarschleife in Beschlag nehmen zu können. Dieses Mal hatte ich mich für die ganz leichte Variante "Zelt" entschieden: mein Tarp mit Biwacksack. Damit war ich für die ganzen Schutzhütten, die es am Weg geben sollte, irgendwie am Flexibelsten.

Nach der Pause marschierte ich recht zügig auf Orscholz zu. Die dunklen Wolken hinter mir trieben mich etwas zur Eile. Der Weg machte richtig Spaß und dadurch, dass der Teer- oder Asphaltanteil an dem Tag heute fast gegen null ging, merkte ich meine Beine und Fußsohlen gar nicht. Nur ab und an fand ich die Wegeführung etwas übertrieben - anstelle ein 200-Meter-Stück über einen Feldweg geradeaus zu gehen, hatten die Wegemacher in einen riesen Bogen von knapp nem Kilometer um eine Wiese herum den Pfad angelegt. Man kann's mit dem "Ja-nicht-über-Kies-oder-Teerwege-laufen" auch übertreiben. Aber egal, die Landschaft war schön und der Weg lief sich prima.

Es folgten kleine Waldstücke, danach wieder kurze Passagen über Wiesen und um Felder herum. Kurz vor Orscholz mit der berühmten Saarschleife als Touristenmagnet traf ich die ersten Menschen seit Perl. Rund um diese Saarschleife waren einige breite Wanderwege als Rundtouren angelegt worden und so wurde es, je näher ich an diesen Aussichtspunkt kam, immer voller. Mit einem großen Baumwipfelpfad und einem mords Aussichtsturm hatte man das Ganze hier sehr schön angelegt. Und direkt an dem Aussichtspunkt stand eine Schutzhütte vom Feinsten ;-) und außer ein paar Touristen war da keiner. Da musste ich nicht lange nach meinem Schlafplatz suchen. In Orscholz genehmigte ich mir noch eine leckere Pizza beim Italiener. Mit der Dämmerung lief ich zurück zu der Schutzhütte und richtete mich richtig gemütlich ein. Nachdem ich mich in meinen Schlafsack verkrochen hatte, prasselte ein ordentlich dicker Gewitterregen runter und es wurde schlagartig kühl. Zum Schlafen gerade recht.