Ein paar neugierige Katzen nervten mich nachts etwas, aber ansonsten hatte ich auf der Koppel echt super geschlafen. Kurz nach sechs Uhr wurde ich sanft mit einem "das Frühstück wär fertig" vom Bauern geweckt und packte dann zügig meine sieben Sachen zusammen. Gemeinsam mit einer ganzen Mannschaft an Landwirtschaftshelfern und Familienmitgliedern saß ich an einem großen Tisch und mümmelte leckeres Brot mit Wurst. Da fiel ich wirklich nicht ins Gewicht, so wie die Besitzerin es gestern schon beschrieben hatte. Trotzdem drückte ich ihr dann als Dankeschön Geld in die Hand.
So machte ich mich danach vollgefuttert und mit ner Menge an Kaffee intus auf in Richtung Erbeskopf - heute sollte es über die höchste Erhebung von Rheinland-Pfalz und mitten durch das Herz vom Nationalpark Hundsrück-Hochwald gehen. Das Wetter war herrlich und über den schnurgeraden Zubringer war ich zügig wieder auf dem SHS. Der Hochwald machte seinem Namen alle Ehre, sah alles toll aus. Richtig verwunschen mit vielen uralten Bäumen, aber auch jede Menge an Käferbäumen. Alles um mich rum war grün. Kein Wunder, dass die deutsche Nibelungensagen auf das Fleckchen hier zurückzuführen sind. Einzig die unglaublichen Mengen an Zecken machten so manch ein Stück durch's Gebüsch nicht ganz so toll. So viel Autan konnte ich gar nicht auftragen, dass mich diese Mistviehcher in Ruhe ließen. Oben am Erbeskopf angekommen, stieg ich erstmal auf den Aussichtsturm und danach lief ich auf dieses Kunstwerk mit Ausblick auf die Skipiste und die Umgebung. Zum ersten Mal an diesem Tag traf ich hier sogar Leute. Der Hügel war dann schnell runtergelaufen. Direkt neben der Skipiste führte der SHS in Schlangenlinien runter zum Hundsrückhaus. Der Kaffeeduft stieg mir schon oben auf dem Hügel in die Nase, vielleicht ging der Runterweg deshalb so schnell. Mit einem Milchkaffe, ner Cola und einem Eis setzte ich mich an einen der Tische im schönen Garten hinter dem Haus und ließ es mir in der Sonne und im Windschatten gut gehen. Ich nutzte auch die Pause, um mich von einigen dieser ekligen Krabbelviehcher zu befreien. Zum Glück krochen die nur auf mir rum und hatten sich nirgends festgesaugt. Es gesellte sich eine Rangerin zu mir. Sie hatte mir eine Weile zugesehen, wie ich mir die Zecken von den Beinen und den Klamotten puhlte, und konnte sehr gut mitfühlen. Das musste sie momentan jeden Tag mehrmals machen. Wir unterhielten uns lange. Es war interessant zu hören, wie der Job "Nationalpark-Ranger" so ablief. "Viel frische Luft, bei jedem Wetter draußen" klang super - dann aber "meist mit Touristenführungen beschäftigt" und "oft konfrontiert mit unbelehrbaren Wanderern und Biwakierern" klang dann doch nicht ganz so prickelnd. Sie fragte auch gleich, wo ich übernachtet hatte ;-) da war ich ja brav gewesen und erzählte ihr von der Pferdekoppel außerhalb des Nationalparks.
Nach dem netten Gespräch und der langen Pause machte ich mich wieder auf den Weg. Das Wetter war richtig gut zum Laufen. Für heute waren eigentlich richtig üble Gewitter angesagt worden zum Nachmittag und Abend hin, deshalb wollte ich in Hoxel in einem kleinen Gästehaus übernachten. Der Weg dorthin ging fast ausschließlich durch Wald mit kurzen Stückchen Wiese dazwischen. Die letzten 10 Kilometer zogen sich etwas und so kam ich gegen drei Uhr ordentlich kaputt in Hoxel im Gästehaus an. Von Gewitter oder Unwettern keine Spur am Himmel - egal, ich freute mich jetzt auf eine Dusche und ein Bett. Der Besitzer war ein Holländer und echt ne Marke - super nett, aber eine Quatschbacke vor dem Herrn. Das Zimmer, das ganze Gästehaus war echt top. Nach der Dusche schnappte ich mir eine Cola aus dem Kühlschrank und die Nusstüte aus meinem Rucksack und legte mich auf eine der Liegen im Garten faul in die Sonne. Einkaufen war hier nicht, die nächste Einkaufsmöglichkeit wäre im nächstgrößeren Ort Morbach etwa 15km entfernt gewesen und ein Restaurant gab's ebenfalls keines in der näheren Umgebung. Nicht schlimm, denn es würde am nächsten Morgen ein Frühstück geben ;-) so döste ich eine Weile in der Sonne.
Das angesagte Wetter kam so gegen halb sieben und die Meteorologen hatten nicht übertrieben...die Welt ging mal kurzzeitig unter. War ich froh in dem kuscheligen Bett zu liegen und nicht irgendwo im Wald unter meinem Tarp den Sturm aussitzen zu müssen. Ich telefonierte mit daheim, holte noch den Tagebucheintrag von gestern nach und schlief recht früh ein.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
Noch so Wandersüchtige: www.wanderbursche.net / www.soultrails.de / darwinonthetrail.com
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