Geschlafen hatte ich wie ein Stein, leider war auf Grund der kläffenden Nachbarhunde um kurz nach halb sechs die Nacht rum. Hatte aber mehr als genug geschlafen und so packte ich gemütlich mein Zeug zusammen, nutzte nochmal die Dusche und ging dann um sieben mit richtig Hunger zum Frühstücken. Da hatte der Holländer echt aufgefahren und ich schlug mir ordentlich den Bauch voll. Das Wetter war irgendwie komisch, draußen waren gut 15 Grad wärmer als gestern um die gleiche Uhrzeit und richtig drückend warm. Laut Wetterbericht sollte es nachmittags wieder Gewitter geben - mal schauen, bis wohin ich heute kam. Geplant war Idar Oberstein oder irgendwo kurz davor übernachten.
Ich startete kurz vor acht und legte trotz der Schwüle recht zügig einige Kilometer zurück. Der Weg war wie gestern richtig toll zu laufen, nur so langsam wurde das dauerhafte Grün um mich rum langweilig. So trabte ich durch's Grün des Waldes im Zick und Zack über weichen Waldboden und zwischendurch über grüne Wiesen. Da war ich richtig froh, als es rauf zur Feste Kirschweiler -einer alten Burgruine auf einem Hügel- ging. Über knubbelige Felsen wand sich der Trampelpfad den steilen Hang hoch. Oben hatte man eine super Aussicht. Allerdings lebten dort dermaßen viele Waldameisen, dass man nicht stehen bleiben konnte, um die Aussicht zu genießen. Es ging den Hügel wieder ordentlich runter, unten über einen Bach rüber und dann den nächsten Hügel wieder hoch. Schweißtreibend bei der Schwüle, aber klasse zu laufen. Am frühen Nachmittag passierte ich am Wildenburger Kopf ein recht großes Wildgehege und traf doch glatt wieder ein paar Menschen. Die kamen allerdings aus dem Bus, der vor dem Wildgehege und der Burg parkte. Am Kiosk kaufte ich mir ein eiskaltes Spezi und machte Pause auf einer Bank mit Blick auf die Burg und das Gehege. Leider konnte ich nicht in die Burg rein, da fand eine Hochzeit statt und verschwitzt dreckige Wanderer störten nur das Bild!
Nach einem kurzen Abstecher auf den Turm stieg ich wieder vom Wildenburger Kopf ab in Richtung Mörschied. Der Weg querte einige Geröllfelder und war super zu laufen. Ab und zu machte der Wald etwas Platz und ich hatte tolle Ausblicke auf die Umgebung. In meinem Rücken türmten sich mittlerweile rabenschwarze Wolkenberge und die Schwüle wurde mehr als unerträglich. Das Gewitter war wohl im Anmarsch. Hatte mir auf der Karte eine Schutzhütte, die Reisberg-Hütte, bei Regulshausen ausgesucht und machte mich auf den Weg dorthin. Mitten im Dorf Herborn erwischte mich dann das Gewitter volle Breitseite und ich flüchtete in einen Hauseingang vor dem Platzregen. Eine Weile stand ich dort und schaute den Sturzbächen und dicken Hagelkörnern zu, wie sie über den Gehweg dahin schwammen. Die Donner krachten ganz ordentlich. Die Besitzerin des Hauseinganges machte mir einige Zeit später grinsend hinter mir die Tür auf und meinte nur "Zimmer gefällig?" - ich hatte mir den Eingang einer kleinen Pension ausgesucht und kaum dass ich mich versah, hatte ich ein Zimmer mit Frühstück gebucht. Zufälle gibt's. In meiner Streckenplanung musste ich nun zwar etwas umdisponieren -hatte ja nicht all zu viele Tage Zeit zum Laufen- aber das war nicht schlimm. Würde dann die Stadt Isar Oberstein einfach auslassen und die Kurve bei Göttschied vorher machen.
Das Gewitter tobte sich richtig über dem kleinen Dorf aus und dauerte bis abends an. Ich nutzte die Zeit zu duschen und die Strecke für morgen neu zu planen. Auch hier in dem Kaff gab es leider keine Einkaufsmöglichkeit und ich sollte dringend was zum Essen einkaufen für den bald kommenden Soonwald-Steig. Da Idar-Oberstein ausfiel, hoffte ich vielleicht in Göttschied oder eben spätestens in Herrstein einen Supermarkt oder Tante-Emma-Laden zu finden. Um sechs klopfte es an meiner Zimmertür und die Besitzerin fragte, ob ich genauso wie die Familie und das Pärchen aus dem Nachbarzimmer eine Pizza vom Italiener haben wollte. Was ein Service. Und so kam ich an dem Abend in den Genuss einer riesigen leckeren Pizza mit Lachs, Spinat und Knoblauch, einer heißen Dusche und einem weichen kuscheligen Bett. Auch mal schön solche Planänderungen zu erleben ;-)
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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