Früh um sieben saß ich bereits am Frühstückstisch der kleinen Pension und ratschte mit der Besitzerin. Die erzählte mir, dass es in Herrstein einen Supermarkt gab. Prima, da konnte ich ja beruhigt die Stadt ausfallen lassen. Das Wetter war heute nicht mehr so schwülheiß wie gestern und so war das Laufen auch nicht ganz so schweißtreibend wie am Tag zuvor. Schnell war ich an der Abzweigung nach Göttschied und lief eine Teerverbindungsstraße nach Hintertiefenbach. Dort traf ich wieder auf den SHS und folgt diesem im Zick und Zack durch viel grünen Wald. Es ging ordentlich auf und ab, war etwas arg matschig aber toll zu laufen. An der ein oder anderen Stelle war ich echt froh über meine Stöcke. Durch den Regen hatte sich der Trampelpfad zum Teil in eine Rutschbahn verwandelt. Der Wald spuckte mich am späten Vormittag in Herrstein aus - ein niedliches kleines Dörfchen im typischen "Hundsrück-Style". Ich kam mir vor wie in einem Heinz-Rühmann-Film...herrlich. Und es gab tatsächlich einen kleinen Supermarkt gleich am Anfang des Ortes. So kam ich dann zu meinen Essenvorräten und auch zu einer Dose RedBull, die ich genüsslich auf einer Bank mitten auf dem mittelalterlichen Dorfplatz trank.
Nach Herrstein stieg ich den nächsten Hügel durch einen kleinen Eichenwald hoch und der SHS folgte dann einem schönen Feldweg über bzw. durch große Kornblumenfelder. Ein Traum - die Sonne kam ein bisschen raus, der Wind wehte leicht und ich mitten in einem Meer von Kornblumen...! Konnte mich kaum loseisen und musste ständig Bilder machen. Nach den blauen Kornblumen kamen viele verschiedene Getreidefelder, alle in unterschiedlichen Gelb- oder Grüntönen. Das Stück war bzw. ist eines meiner absoluten Highlights auf dem Weg. Viel zu schnell war der Part vorbei und ich folgte dem Trampelpfad in einen lichten Eichenwald. Hier musste man höllisch aufpassen, da schon einige dieser Raupennester an den Eichen zu sehen waren. Normalerweise wurden dann die Teile des Weges gesperrt (und ich hatte schon von den ersten Wegsperrung am Rhein gelesen), hier hatte es wahrscheinlich noch keiner mitbekommen. Der Tag ging ratzfatz rum und als ich nach einigen Stunden das kleine Dörfchen Sonnschied durchquert hatte und einen langezogenen Hügel vorbei an Feldern und über Wiesen hochlief, traf ich doch glatt meinen ersten SHS-Mitwanderer, genauer gesagt eine Mitwanderin. Zusammen liefen wir ratschend weiter. Den richtigen Namen hab ich mir nicht merken können, ihren Trailnamen allerdings schon: Trail-Snail war wirklich passend, aber wir verstanden uns prima und so war's mir egal so langsam zu laufen. Gemeinsam machten wir eine ausgiebige Pause am Forellenhof, einem Hotel und Restaurant kurz unterhalb der Schmidtburg. Trail-Snail wollte hier übernachten und ich hatte es zur Schmidtburg nicht mehr weit, so dehnten wir die gemeinsame Pause ordentlich aus. Nach dem dritten Spezi machte ich mich allerdings auf den Weg. Musste ja noch den Burgvogt erwischen, um die schon angemeldete Übernachtung auf der Burg klar zu machen.
Das Stückchen zur Burg hoch ging schnell und war prima zu laufen. Keine Menschenseele begegnete mir auf dem Weg nach oben. Die Burg hatte ich ebenfalls für mich ganz alleine. Auch den Burgvogt fand ich nicht - keine Ahnung, wo der sich versteckt hatte. Als ich drei Runden um bzw. in der Burg gedreht und alles angeschaut und mir dann einfach ein Fleckchen für mein Tarp ausgesucht hatte, fand der Burgvogt mich. Etwas verschnupft erklärte er mir, dass ich erst zu ihm kommen muss bevor ich aufbaue. Dass ich das versucht hatte, ließ er irgendwie erst nach einer Weile gelten...ich hatte zum Glück ja schon per Mail vor meiner Tour reserviert und gestern per Telefon nochmal nachgefragt, ob alles okay geht. Nach der "regen Unterhaltung" baute ich mein Tarp weiter auf (war gar nicht so einfach das Ding aufzustellen, wenn kein Hering anständig im Boden zu versenken ist). Danach machte ich mir was zu essen und genoß die Ruhe, die tolle Burg und das schöne Wetter auf dem breiten Rand des ehemaligen Brunnens. Abends kamen dann noch ein paar Jungs an und bauten einige Meter weiter unten auch ihr Zelt auf. Die bekamen ebenfalls den Text des Burgvogtes zu hören, hatten ihn auch nicht gefunden und erstmal einfach aufgebaut. Mehr passierte aber nicht. Mit der Dämmerung ging ich schlafen. Jetzt merkte ich dann doch die vielen Kilometer von heute.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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