Tag 11

Portheleven nach Lizard

Die Nacht war klasse, das Frühstück danach auch und das Wetter war bombe, strahlend blauer Himmel, juhu - frisch gestärkt machte ich mich auf den Weg zu einem kleinen Abstecher in Richtung Helston, ein Stückchen ins Landesinnere. Dort soll angeblich Avalon bzw. der See sein, in den Arthur sein Schwert geworfen hat...also nix wie hin, wenn man schon mal in der Gegend ist. Die Episode "See mit Excalibur drin" lass ich ab jetzt weg - das war sowas von ein Reinfall und eine Enttäuschung, dass ich lieber mit der tollen Wanderung in den Lizard weitermach (bekomm jetzt noch Pickel, wenn ich an die vielen Kilometer denk für nix und wieder nix). Also kurz hinter TheLoe (DEM See) kam ich wieder zurück auf den SWPC. Die Landschaft wurde immer noch schöner, oben flaches Land, die Küste schön schroff und steil und die Buchten einsam und hübsch. Bei Mullion, nach einem Golfplatz, ging's in den kleinen Nationalpark Lizard. Keine Wege, keine Menschen, tolle Aussichten, … echt der Wahnsinn. Wegetechnisch war's für mich einfach: immer rechts die Küste und das Meer. Aber mit dickem Nebel wollte ich hier nicht lang laufen! Kein Wunder, dass hier früher die Schmuggler ihre Stützpunkte und Lager hatten, so zerklüftete und versteckte Buchten mit kleinen Steinhäuschen in den Fels gebaut, findet niemand.

Diese steile Rauf und Runter war zwar ordentlich anstrengend, aber jeder Meter hat sich gelohnt - kann gar nicht genug über diese Aussichten schwärmen. In den knappen 8 Stunden, die ich da unterwegs war, hab ich auf dem Weg genau 2 Menschen getroffen, einfach toll. Kurz vor der Spitze des Lizard, dem südlichsten Punkt Englands, stand ich dann oberhalb einer wohl sehr bekannten Bucht und schaute auf gaaaanz viele bunte Badehandtücher und Sonnenschirmchen runter. Die Bucht war echt ne Wucht - sah fast aus wie bei "The Beach" - war nur nicht menschenleer, sondern total überfüllt mit Badegästen. Leider ging der Weg genau da runter! Ich schaute, dass ich da schleunigst wieder weg kam, was nicht einfach war, weil mir auf dem Weg aus der Bucht raus Menschenmengen entgegen kamen. Die wollten alle runter noch zum Baden und waren meist mit Flipflops und schon aufgeblasenen Schwimmhilfen unterwegs...! Ganz tolle Idee auf dem Kraxelweg. Irgendwann kam ich oben wieder auf dem einsamen Teil des Weges an und lief weiter in Richtung dem kleinem Dörfchen Lizard. Der Weg machte nochmal ordentlich viele Zick und Zacks, aber nicht wegen der Form der Küste, sondern wegen vieler Weideflächen und Getreidefelder direkt an der Steilküste. Mähen wollte ich da nicht mit schwerem Gerät...bei der Bröselkante, uaaah.

 

Auf einer super Aussichtsbank legte ich kurz vor'm Ziel ne längere Pause ein - meine Unterkunft, ein B&B auf einer Farm, machte erst abends ab sechs Uhr auf. Die Bank entpuppte sich als toller Seehunde-Beobachtungsposten und so wurde es mir die Zeit nicht wirklich langweilig. Die Viehcher waren irgendwie lustig, schupsten sich ständig gegenseitig von den Felsen, die aus dem Wasser ragten, runter. Ich holte mir dann noch einen Kaffee und ne Coke an einem kleinen Cafe am Wegesrand, direkt oben auf den Klippen, und verbracht so Zeit bis 18:00 Uhr.

Meine Unterkunft hatte ich schnell gefunden, bei den paar Häuschen kein Problem. Was problematisch war, war die Verständigung - alter Schwede, ich dachte ich kann einigermaßen englisch...aber das hatte so überhaupt nix damit zu tun! Mit Händen und Füßen konnte ich mit der guten Frau verständigen und bekam eines der ehemaligen Kinderzimmer in ihrer Farm. Die Dusche hatte schon lang keiner mehr benutzt, aber zumindest heißes Wasser kam raus ;-) ich machte es mir nach der Dusche erstmal im Zimmer bequem und schrieb Tagebuch. Eigentlich wollte ich noch mit Daheim telefonieren, nur gab es hier nirgends Empfang und der einzige Punkt, wo das WLan ging, war das Wohnzimmer der Familie. Also, einfach runter und fragen, ob ich mich kurz da aufhalten kann für den Anruf. Jetzt folgte ein Teil, der irgendwie was von Slapstick hatte...ich wurde freundlich daraufhin gewiesen, mich doch gefälligst mit hinzusetzen und nen Tee zu trinken und Sandwiches zu essen. Ich setze mich also mit auf das Sofa neben die Oma (oder auch Uroma) und quatschte kurz mit daheim. Kaum hatte ich aufgelegt, kam der nächste Gast rein und wollte telefonieren - so saß dann innerhalb kürzester Zeit ein Pärchen aus Tokio, ein Vater und Sohn aus Australien, eine Holländerin, meiner einer und die mittlerweile eingetroffene restliche Familie des Hauses in dem kleinen Zimmer auf oder neben dem Sofa und jeder daddelte ohne was zu sagen auf dem Handy rum. Zur großen Freude der (Ur)Oma fragte ich, ob ich noch so einen leckeren Tee haben könnte und ab dem Zeitpunkt hab ich glaube ich ihre ganze Lebensgeschichte zu hören bekommen...das Problem war, sie sprach auch diesen Dialekt und zudem hatte sie keine Zähne mehr im Mund. Eine Kombo, die nicht wirklich der Verständigung diente! Keine Ahnung, was sie mir erzählt hat! Lustig war's allemal - die Kids der Familie machten sich über die Oma und mich lustig, der Opa schimpfte die ganze Zeit, die Oma soll doch aufhören alte Geschichten zu erzählen und die beiden aus Tokio schauten mit großen Kulleraugen dem Ganzen zu -hätte nur noch gefehlt, dass sie ihre Kamera gezückt hätten! Die Versammlung löste sich aber zum Glück wieder auf und einer nach dem anderen verschwand in sein Zimmer. Ich konnte mich dann, ich glaub nach dem fünften Tee oder so, von Oma und Opa (mit dem ich dann über Fußball gequatscht hab) verabschieden und bin ins Bett marschiert. So ein bisschen bereue ich es heute, kein Foto von der Situation gemacht zu haben...war unglaublich witzig.