Nach einer nicht ganz so tollen Nacht - die Fußsohlen taten warum auch immer (!) weh und der Regen machte nachts anständig Lärm auf dem Containerblechdach - mampfte ich ordentlich das dritte Englische Frühstück. Diese ekligen Maggi-Würstchen konnte ich gegen einen weiteren Teller Rührei mit Speck eintauschen und durfte mir sogar ein Lunchpaket mit nehmen :-) so habe ich glaub ich locker ein Drittel des Übernachtungspreises wieder durch Essen und Trinken reingeholt. Ausführlich wurde gefrühstückt, bis mir fast schlecht war, danach packte ich gemütlich meine Sachen und erst so gegen 10:00 Uhr machte ich mich auf den Weg. Nach St. Agnes waren es nur knappe 18 km, also eher eine gemütliche Tour. Passend zur Unterkunft der letzten Nacht gestaltete sich das Wetter: Regen. Diesmal aber ohne viel Wind. Komplett in Gummi gepackt lief ich zuerst über Teerstraßen raus aus Perranporth den Hügel hoch, danach ging der Teer in ein Sand-Matsch-Kieselstein-Gemisch über. Bis dahin hatten die Meindl den Test mit Bravour bestanden - klasse Schuhe, kein Furz nass, allerdings ständig mit Sand oder Steinchen voll...hätte also doch Gamaschen mitnehmen sollen! Wieder was dazu gelernt.
Wie am Tag zuvor schlängelte sich der Pfad an der Küstenlinie entlang, im Zick und Zack und Rauf und Runter - einfach klasse. Trotz des Regenwetters war die Flora erstaunlich farbenfroh, tolle lila oder rosa Erikabüsche, zwischendurch so gelbe Dinger und alle möglichen Gräsergrüntöne. Echt schick. Relativ schnell kam ich voran, der Weg lief sich auch prima. Kurz vor St. Agnes mitten in einem Meer von rosa Erikabüschen legte ich nochmal eine lange Pause ein - der Regen hatte aufgehört und ein paar blaue Lücken zeigten sich am Himmel. Kaum kam ein bisschen die Sonne raus, dampften die ganzen Hänge und es hatte fast schon tropische Luftfeuchtigkeit. Nach St. Agnes rein musste ich erstmal komplett bis zum Meer runter, über einen kleinen Strand, um danach steil ins Dorf wieder hoch zu laufen. Hier war ich direkt im Rosamunde-Pilcher-Filmset angekommen - so, wie man sich's vorstellt - voll kitschig, aber schön. Mein Zimmer hatte ich mitten im Dorf über dem Dorfpub gegenüber der Kirche gebucht. Ich hatte echt Schwierigkeiten mich mit dem Besitzer zu unterhalten, der nuschelte ein für mich kaum verständliches Kauderwelsch, aber das Zimmer zeigen ging auch ohne Worte. Die Inneneinrichtung des Zimmers stand im Übrigen der Außenansicht in nichts nach :-) uuunglaublich englisch! Da ich Geld abheben wollte, bin ich dann gleich noch einmal kreuz und quer durch Dörfchen gelatscht, um festzustellen, dass die Automaten hier meine Karte nicht mochten. Naja, in St. Ives am nächsten Tag sollte es "anständige" Automaten geben. Also wieder retour ins Zimmer und schön lang geduscht und danach ins Pub. War sehr lustig, wär wahrscheinlich noch lustiger geworden, wenn ich die älteren Herrschaften (den Altersdurchschnitt hab ich locker um 20 Jahre gesenkt) besser verstanden hätte. Also, mit Englisch hat der Dialekt so viel zu tun, wie der "Allgäu-Slang" mit Hochdeutsch! Für die Herren war es so gar nicht verständlich, dass jemand aus Bayern kein Bier trinkt. Um Punkt 21:00 Uhr machte dann das Pub zu und einer nach dem anderen wurde vor der Haustür meist von der Frau abgeholt...zum Kaputtlachen. Ja nicht zu viele Meter laufen! Nach ein paar heißen Getränken (auf den Zimmern waren ganz viele Schokoladen-Pulver-Tütchen), einem Telefonat mit daheim und dem üblichen Tagebucheintrag war's Zeit für's Bett.
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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