Tag 5

St. Ives nach Zennor

Wenn Steine prima schlafen könnten, dann war ich die Nacht ein ganz großer! Hatte sowas von gut gepennt und zumindest "oben herum" gut erholt, stand ich auf und schlurfte in den Frühstücksraum. Meine Beine und Füße hatten mir den Tag zuvor übel genommen - man oh man tat mir das Gestell weh! Ich muss auch einen äußerst mitleidigen Anblick geboten haben - die Besitzerin hat gleich ne Tube Pferdesalbe oder so etwas für "nach dem Frühstück" angeschleppt. Das Frühstück war ein Highlight - normales Brot, Wurst, Käse und Rührei. Da konnte jemand Gedankenlesen, dass mir das Englische Frühstück schon etwas zum Hals raushing. Ihr Dialekt war auch schlicht nicht vorhanden, so konnte ich die Dame super verstehen und sie klärte mich in Sachen Cornwall-Sprache auf. Die sprechen hier Kernow, also "Cornisch". Eine eigene Sprache, ähnlich dem Gälischen. Und das Englisch der Einheimischen in der Gegend ist nicht das "normale", sondern eine Mischung aus beiden Sprachen - kein Wunder, dass ich die so schlecht verstanden hab. Sie kam auch gleich mit einem kleinen ausgedruckten Zettel an: Übersetzung Englisch - Cornisch und auch ein paar Begriffe aus dieser Mischsprache! Einfach klasse die Frau (also wenn jemand den Weg gehen sollte, ja nicht am Mustard Tree vorbei laufen - war auch preislich eine der günstigeren Unterkünfte auf der Tour!).

Zum Glück war mein nächstes Ziel nicht ganz so weit weg, nur etwa 20 Kilometer, war grad recht für mein schmerzendes Gestell. Nachdem ich mich noch ordentlich mit der B&B-Dame verratscht hatte, ging's erst um kurz nach 10.00 Uhr in Richtung Zennor weiter. Der Hafen von St. Ives, noch relativ ruhig und menschenleer, bot wieder so ein typisches Pilcher-Motiv, sowas von kitschig. Durch das Straßenlabyrinth von St. Ives bin ich ehrlich nur dank meines Handys durchgekommen; nicht beschildert, keine kleine Eichel weit und breit und alles sah gleich aus! Oberhalb von St. Ives fand ich wieder die vertrauten kleinen Schildchen und es ging erstmal über Felder an diesen für England typischen Steinmauern vorbei. Der Weg verlief das erste Stück mehr im Landesinneren, es ging kreuz und quer über Wiesen an den Mauern entlang oder mal drüber hinweg, mitten durch Gehöfte und ab und an durch mega hohe Farnbüsche, Brennesselboschen und Rosensträucher. Etwas arg schmerzhaft mit kurzer Hose. Am  schmerzhaftesten war allerdings die Querung eines seeehr großen Maisfeldes - danach sahen dann meine Arme genauso aus, wie meine Beine...passte also oben wie unten! Witziger Weise kam grad, als ich mich wirklich lautstark fluchend durch irgendein pieksiges Gestrüpp kämpfte, eine deutsche Familie mit zwei kleinen Kids um die Ecke...peinlich.

Irgendwann hatte das Gestrüpp aber ein Ende und der Weg ging wieder schön direkt an der Küste entlang. War ich noch morgens bei blauem Himmel losgelaufen, machte ich meinen Mittagsstopp schon unter bewölktem Himmel und nachmittags pfiff der Wind ganz ordentlich, natürlich von vorne. Um kurz vor drei war ich dann schon in Zennor - ein tolles kleines Kaff. Eine alte Kirche, ein noch älterer Friedhof, ne alte Mühle (die jetzt ein Museum war), ein Pub und ein Gästehaus :-) das war's - herrlich. Das Gästehaus war wohl früher eine Art Schule, einfach ein großer Steinkasten mit schickem Garten und einem kleinen Bistro. Nachdem ich das Zimmer bezogen und geduscht hatte, machte ich einen Spaziergang zum Museum, zum Friedhof und schaute mir die Karte im Pub an. Die Preise waren so gesalzen, dass ich mich für einen Snack im Bistro entschied und mich gemütlich bei einem zugegeben sehr kleinen Cappuccino und nem Apfelkuchen in den Garten setzte und Tagebuch schrieb. Musste ja vom Vortag noch die Tour nachholen. Für den nächsten Tag wurde Gewitter und Starkregen prognostiziert und der Besitzer des Gästehauses kam abends dann noch mit der Info, den Weg über die Klippen morgen lieber zu meiden und die ersten drei Kilometer auf der Straße zu gehen. Da man Einheimischen Glauben schenken sollte, studierte ich vor dem Schafengehen nochmal ordentlich die Karte!