Tag 6

Von Zennor nach St. Just

Und die Wetterprognose sollte zu 100 Prozent eintreffen - das kübelte nachts schon los und als ich morgens zum Frühstück aufstand, grummelte es zudem auch noch. So richtig nach Gewitter sah das draußen zwar gar nicht aus, aber man hörte das Grollen. Das Frühstück war wieder ein Englisches, wobei ich diesmal mehr Müsli als den anderen Rest aß. Die Hoffnung, dass der starke Regen bis nach dem Frühstück aufhören könnte, war vergebens...es kam runter, was nur ging. Guter Test für die Gummiklamotten. Also alles angezogen, was Regen abhielt und so ausgerüstet, stiefelte ich unter äußerst mitfühlenden Blicken der anderen Gäste nach draußen in Richtung St. Just. Wie empfohlen ging ich erstmal die Straße entlang. Die war in etwa grad so breit, wie mein VW-Bus plus Außenspiegel und jedes Mal, wenn ein Auto kam, musste ich mich mit meinem dicken Rucksack an die Mauer an der Seite quetschen, um nicht angefahren zu werden. Das Highlight war dann ein doppelstöckiger Omnibus in rot, der hinter mir warten musste, bis ich ne Lücke zwischen der Steinmauer erreicht hatte, um auszuweichen zu können und dann den Bus durch lassen konnte. Mal gut, dass ich nicht über die Klippen bin...ich glaube rutschige Felsen im Regennebel mit Sichtweite 5 Meter oder so wären mir lieber gewesen, als die drei Kilometer (die im übrigen 3 Meilen waren!) auf dieser Straße. Zum Glück war mein Regenponcho in knall-orange super sichtbar.

Apropos Regenklamotten: die Kombi dünne Regenjacke drunter und Poncho oben drüber hält super dicht. Der Poncho war zwar zu kurz (musste ja mit über den Rucksack) und für Wind irgendwie nicht gemacht, aber vom Prinzip her war diese Zwiebeltaktik auch hierbei klasse. Bei der Beinbekleidung hatte ich mit den Chaps nicht so ganz den seitlich oder auch von hinten kommenden Wind bedacht...da wurde es am Hintern ab und an nass :-) von der Atmungsaktivität war aber auch hier die Kombi mit kurzer Hose prima.

Durch den Dauerregen mit richtig dicken Regentropfen und ordentlich Wind von allen möglichen Seiten ging's dann nach den drei Meilen wieder auf den SWCP. Der Abschnitt nach St. Just soll angeblich voll schön sein, mit tollen Aussichten und so...da ich nur knappe 5 Meter weit sehen konnte, hab ich davon nicht viel mitbekommen. Nasser Farn, nasser Sandweg und manchmal nasser Fels war alles was ich bis zu meinem Ziel gesehen hab. Kurz vor'm Städtle hörte es dann mal kurzzeitig auf zu regnen und durch den Wind war mein Poncho und die Chaps dann bis zu meiner Unterkunft fast wieder trocken. Kaum war ich durch die Eingangstür des B&Bs reingegangen, kam die nächste Regenwelle. Das Zimmer war wenn's hoch kommt 3 auf 2 Meter - ein Bett mittig mit grad genug Platz zum Drumherumlaufen und einem Bad, das für Hobbits gemacht worden ist. Zum Glück musste ich keine Klamotten trocknen, hätte nämlich nicht gewusst, wohin mit denen. Auf dem Fensterbrett stand ein Wasserkocher und wieder lecker Schoko-Trinkpulver-Tütchen :-) Abendessen war somit gesichert. Nach ner Dusche machte ich mich in einer Regenpause zur Küste auf - dort wollte ich unbedingt ein Foto vom eigentlich wirklichen Land's End-Punkt, von Cape Cornwall machen. Im dicken Fisselnebel gelang das nicht unbedingt gut. Bilder von dem Tag hatte ich kaum welche gemacht, die Kamera wär ja sonst mehr als nass geworden. Dass das Wetter nicht wirklich zum Wandern geeignet war, bekam ich dann an der Steilküste an diesem Monument-Sockel-Cape-Cornwall-Denkmal live und in Farbe mit - dort wurde gerade unten aus dem Wasser von einer Crew Coastguards ein Typ gefischt, der die Klippen runtergerutscht und ins Meer gefallen war. So richtig mit Hubschrauber und so... da war mir dann im Nachhinein doch der Omnibus lieber. 

Abends bestellte ich dann unten im Pub des B&B-Hotels noch ne Coke, schrieb mein Tagebuch, telefonierte mit daheim und verdünnisierte mich recht früh in mein Mikroben-Zimmer. Mummelte mich ordentlich ein, trank noch die restlichen Schoko-Tütchen auf und stopfte mir die Kopfhörer zum Schlafen mit Hörbuch ins Ohr, weil im Pub musiktechnisch der Punk ab ging.