Bei schönem weiß-blauem Himmel ging es am Tierpark in Hellabrunn los. Nachdem wir einen mords Einlauf vom Parkplatzwärter bekommen hatten (was fällt uns auch ein, auf den Parkplatz zum Ausladen zu fahren, und das auch noch ohne zu bezahlen, nur um den Rolli auszupacken und Christina und das Gepäck zu verstauen. Und dann standen wir auch noch "blöd" mit dem Rolli im Weg rum, da sollte doch jetzt ein Auto parken...Danke nochmal an den netten Parkplatzwärter - wär vielleicht mal ne Überlegung wert, den Job zu wechseln oder in Sachen "Soziale Kompetenzen" ne Weiterbildung zu besuchen), rollerten wir vom Parkplatz in Richtung Isarufer und ab da dann immer am Ufer entlang in Richtung Wolfratshausen. Zum Glück hatte der Regen die Nacht vorher aufgehört, die Isar war bis über den Rand voll und viel hätte nicht gefehlt und wir hätten den Uferweg nicht laufen können. Die erste Pause machten wir am Brückenwirt - für mich gab's ein lecker kaltes Spezi und für Christina einen riesen Erdbeerkuchen! Bis zum Georgenstein begleitete uns das Rauschen der ziemlich schnellen und braunen Isar. Ab da läuft der Weg etwas oberhalb des Flusses, die ein oder andere Passage war eeeetwas schweißtreibend - über Stock und Stein (und ein klein bisschen Matsch) und Hügel rauf Hügel runter. Da Vatertag war, hatten wir einige lustige Begegnungen mit Gruppen von Jungs, die mit ihrem Bollerkarren und lauter Ballermannmusik unterwegs waren. Was uns dann den ein oder anderen Ohrwurm einbrachte :-) in Kloster Schäfflarn gönnten wir uns am frühen Nachmittag die nächste Pause im schattigen Biergarten. Danach ging der Weg schnurgerade am Kanal entlang, zuerst über Schotter (tolles Teilstück - rechts und links war Wasser) und dann auf Teer ab dem Wehr mit der Brücke durch den Wald bis Wolfratshausen. Um kurz vor 18.00 Uhr waren wir am Tagesziel mitten in Wolfratshausen angekommen, bezogen ein echt großes Zimmer und aßen zu Abend. Rechtschaffen müde und kugelrund gefuttert fläzten wir uns im Zimmer auf die Betten und wurden definitiv nicht alt an dem Abend.
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, rollten wir bei bedecktem Himmel Richtung Tölz. Der Weg bei der Etappe ging nur anfangs und zum Ende hin an der Isar entlang - dazwischen eher durch's Hinterland. Der "Traumpfad" hatte in dem Stück einige Treppen, deshalb wichen wir eben auf dem Isar-Radweg aus...war auch schön. Bis mittags verlief der Weg noch relativ eben, zuerst an Geretsried vorbei und dann immer mehr weg von der Isar. Es ging hügelauf hügelab auf Feldwegen durch Wälder und Wiesen. So pausetechnisch war für Christina in dem Stück nicht allzu viel dabei, deshalb machten wir den ein oder anderen Abstecher z.B. an einen Campingplatz in der Hoffnung, dort ein barrierefreien WC zu finden. War nicht ganz so, aber zumindest WC war vorhanden!
Es ging im Zick und Zack und Auf und Ab durch hübsche Voralpenlandschaft. Die Wolken wurden immer mehr zu leichten Schleierwolken mit einigen blauen Flecken dazwischen, so dass wir beide (hatten uns natürlich nicht eingeschmiert) einen ordentlichen Sonnenbrand abbekommen sollten. Nach einer kurzen Brotzeitpause mitten im Grünen ging's zurück an die Isar und die letzten Kilometer vor Tölz lief der Radweg direkt neben der Isar lang.
In Tölz hatten wir in einem der vielen Kurhotels ein Zimmer gebucht. Dort angekommen stellten wir fest, dass Barrierefreiheit irgendwie jeder anders auslegt...! Das Zimmer war zwar ebenerdig, aber gefühlt einen halben Kilometer den Gang entlang. Äußerst witzig war dann das Einchecken: Typ an der Rezeption auf meine Frage, ob ich denn den weiten Weg zum Zimmer mit dem Rolli machen könnte: "Ja, aber sicher - sie sind ja sicher mit dem Rolli durch keinen Matsch gefahren." Darauf Christina und ich gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen: "Nein, kein Matsch - alles sauber!" Und so rollerten wir - lachend und gackernd, vor Dreck stehend (zumindest meine Füße und die Reifen des Rollis) - an dem verdutzt dreinschauenden Empfangsmensch in Richtung Zimmer den seeehr engen Gang entlang! Nur mal so am Rande erwähnt...brennen hätte es nicht dürfen - das wäre auf Grund der Enge mehr als schwierig geworden! Für's Abendessen hatten wir uns dann ein uriges Lokal in einer kleinen Bierbrauerei mitten in der Fußgängerzone in Bad Tölz rausgesucht und nach einem leckeren Essen ging's kugelrund gefuttert zurück in unser Zimmer.
Am nächsten Morgen gingen wir beide zum Frühstücksraum - für Christina schon ordentlich Frühsport :-) bei der Strecke. Der Raum war nämlich fast am Empfang vorne. Frühstück war, wenn man mal vom Kaffee absieht, ganz gut - wir saßen in mitten von vielen Jungs, die direkt Hogwarts entsprungen zu sein schienen :-) der Tölzer Knabenchor hatte sich das Hotel auch als Quartier ausgesucht und überall wuselten Jungs in Schüleruniformen rum. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns dann gegen neun auf in Richtung Sylvensteinspeicher. Der Weg verlief gleich direkt neben der Isar, die mittlerweile wieder fast ihre "normale" Farbe hatte. Das Stück bis Lengries von Tölz aus ist unglaublich hübsch - es geht zwar stetig leicht bergauf, dafür aber durch die wunderschönen Isar-Auen immer mit dem Blick auf die Berge. Einziges Manko waren die wenig bis gar nicht vorhanden Pausemöglichkeiten für Christina und so war's dann in Lengries ordentlich dringend...! Laut Karte sollte es eine Brücke über die Isar vom Radweg rüber nach Lengries in den Ort rein geben....das die Brücke nur über eine Treppe zu erreichen war, konnte ich auf der Karte nicht erkennen! Da war mal kurzzeitig auf Grund der Dringlichkeit die Stimmung im Keller - zum Glück halfen uns zwei nette Radler und wir erreichten rechtzeitig ein niedliches kleinen Cafe im Ort :-)
Nach einer kleinen Mittagspause mit lecker Spezi und Milchkaffee nahmen wir den letzten Teil der Strecke in Angriff. Kurz nach Lengries verläuft der Radweg leider mehr oder weniger direkt an der Bundesstraße. Das machte Unterhaltungen (es waren fürchterlich viele Motorradfahrer am Weg) dann manchmal etwas schwierig, aber mit Anschreien ging's dann doch. Die armen Anwohner, die das jedes Wochenende aushalten müssen!
Wir legten noch zwei Pippi-Pausen ein - nun wurde jedes WC mitgenommen :-) "besser is" würde der Norddeutsche sagen! Nach dem kleinen Örtchen Hohenwiesen ging es schnurstracks hoch zum Speichersee. Die Steigung wurde dann doch etwas mehr, aber immer noch super machbar. Das letzte Stückchen wurde steiler, dann ging's durch einen echt a...kalten Tunnel und schwubbs standen wir direkt am Speichersee. Leider verläuft der Weg dann parallel auf der Straße (ist halt einfach kein Platz für einen Radweg) und ich nahm die Beine in die Hand und spurtete die letzten 2,5 km bis zur großen Brücke von Fall. Es macht nämlich echt keinen Spaß auf der Straße zu laufen, schon gar nicht für Christina - auf "Augenhöhe" mit den Stoßstangen...ganz toll! Über die äußerst rücksichtsvollen Autofahrer lass ich mich jetzt hier nicht aus...
In Fall am Hotel angekommen checkten wir ein und bezogen unser schickes Zimmer (auch hier war vom Aufzug bis zum Zimmer ordentlich Strecke für Christina zurück zu legen :-) war halt sportliches Zimmerbeziehen!). Für's Abendessen ging es dann einmal quer durch's komplette Hotel, da war dann der Verdauungsspaziergang beim Rückweg inklusive. Wir ließen uns lecker viel Fleisch schmecken :-) und wurden auch an dem Abend nicht wirklich alt. Die viele Sonne und frische Luft macht halt müde.
Nach ner prima Nacht und einem lecker Frühstück machten wir uns gemütlich abreisefertig, packten alles zusammen und rollerten zum Ausgang. Irgendwie wären wir beide gerne noch ein zwei Tage weiter gelaufen. Bei bombastischem Wetter machten wir noch einen kleinen Spaziergang am Seeufer entlang und setzten uns danach in den Biergarten des Hotels, tranken lecker Milchkaffee und warteten auf unser Taxi.
War eine tolle Tour: tolle Strecke, tolles Wetter und eine noch tollere Erfahrung für uns beide!
Das ist definitiv nicht die letzte Mehrtagestour gewesen....
Wenn mich jemand fragt, warum ich jede freie Minute und Urlaube meinen Rucksack packe und alleine losziehe - keine Ahnung, ich kann's ehrlich nicht erklären, warum ich das mache. Nur eins kann ich mit Gewissheit sagen: es macht definitiv süchtig!
Allein unterwegs zu sein - jeden Tag wo anders zu sein - nicht zu wissen, wo man am Ende des Tages landet - die Natur zu genießen - all das sind so die typischen Antworten, die man dann auf solche Fragen gibt.
Goethe beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut und bringt es mit einem einfachen Satz auf den Punkt: "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!"
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